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Barockmaler und Kirchenmusik

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Slovenj Gradec, das alte Windischgraz, ist dem Musikfreund als Geburtsort Hugo Wolfs bekannt. Nur wenige Fachleute aber werden gewußt haben, daß Windischgraz auch die Heimat zweier bedeutender Barockmaler ist. Die offizielle Kunstgeschichte hatte sich kaum mit den beiden Künstlern, Franz Michael Strauss (1674 bis 1740) und seinem Sohn Johann Andreas Strauss (1721 bis 1783), beschäftigt. Die genaue Erforschung der Tätigkeit dieser unter-steirischen Maler verdankt man slowenischen Kunsthistorikern, die die Resultate ihrer Arbeit voriges Jahr in einer Ausstellung in Windischgraz vorführten. Nun konnte die Grazer Alte Galerie die eindrucksvoll gestaltete Schau im Künstlerhaus von Graz zeigen.

Die slowenische Ausstellung konnte in Graz durch einige Werke aus steirischem Bssitz ergänzt werden. Die Bekanntschaft mit den Werken der beiden Strauss verdient weit über das Volksund Landeskundliche hinaus auch Interesse an der künstlerischen Qualität der gezeigten Arbeiten. Der begabtere Maler war sichtlich Franz Michael Strauss, dem nicht nur farblich interessante Effekte gelingen, sondern auch schöne ekstatische Aufschwünge. Die Heiligenbilder und Porträts des Sohnes Strauss sind weit derber, rustikaler als die Werke des Vaters. Hier waltet stellenweise ein bauernbarocker Realismus, der auch vor dem Grotesken und Häßlichen nicht zurückscheut. Ein Kuriosum der Ausstellung ist ein Bild der Muttergottes, die Züge der Kaiserin Maria Theresia trägt. — Der gut illustrierte Katalog stellt überdies die erste deutschsprachige Publikation über die beiden Barockmaler aus der ehemaligen Untersteiermark dar. *

Die Grazer Akademie für Musik und darstellende Kunst, an der nun bereits sämtliche Abteilungen errichtet sind, begnügt sich nicht mit ihrer Rolle als Fachhochschule, sondern will auch als geistiges Zentrum gewertet sein. Dazu dienen internationale Veranstaltungen der einzelnen Abteilungen, deren erste — die Woche für Chormusik — im Herbst des vergangenen Jahres ein bedeutender Erfolg war. Bevor im Mai das Institut für Musikfolklore mit einer der slawischen Volksmusik gewidmeten Woche hervortritt, veranstaltet vom 3. bis 7. März 1964 die Abteilung für Kirchenmusik eine Internationale Kirchenmusikwoche unter Beteiligung von Fachleuten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Durch die „Konstitution über die heilige Liturgie“ ist auch die Kirchenmusik berührt, die ja eine Dienerin der Liturgie zu sein hat. Die Grazer Kirchenmusikwoche soll nicht nur den Kontakt schaffen zwischen den Schwesterinstituten der Akademie im In- und Ausland, sondern soll in Vorträgen und künstlerischen Veranstaltungen auf jene Entscheidungen aufmerksam machen, die im Rahmen der Liturgiereform für die Kirchenmusik von Bedeutung sind und darüber hinaus eine enge Verbindung herstellen zur neuen Liturgiewissenschaft. Ihre besondere Aufgabe sieht die Internationale Kirchenmusikwoche aber darin, die schaffenden Kirchenmusiker mit den Theologen ins Gespräch zu bringen.

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