(Opernhaus Graz; „Otello" von Giuseppe Verdi) Zum zweiten Mal gelang es, Hunderte von Gymnasiasten in Stadt und Land zu aktiver Vorbereitung auf eine Verdi-Oper zu mobilisieren. Fächerübergreifend machten sich ganze Klassen mit Bühnenbildfragen, Textproblemen, Vergleichen von Shakespeare mit Verdi, von Verdi mit Rossini vertraut.
Giancarlo del Monaco, Sohn des legendären Otellos der Nachkriegszeit, leistete solide Regiearbeit, konnte aber keine Wunder wirken: vier Akte in nächtlichem Dunkel oder in fahler Dämmerung, mit ein paar Fackeln oder einem Streifen Mondlicht, trüben selbst die ungeheure Spannung dieses Geschehans ein. Komparserie und Chor stilisieren das Massengewoge vom kollektiven Schrei bis zur Statuarik lebender Bilder.
Von dieser expressionistischen Vereinfachung heben sich deutlich die Phasen der Intrige ab. Den Grauschleier der Bühne durchbricht der Dirigent Wolf gang Bozic temperamentvoll, indem er Orchester und Sänger (James Mc Craig, Gabriele Lechner, Aldo Tiziani) zu fulminanter Intensität führt.