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Total entzaubert

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(Oper Graz; „Lohengrin" von Ri- chard Wagner) Die Ära Gerhard Brunner-Gundula Janowitz begann mit einer Herausforderung, näm- lich mit Ruth Berghaus' radikaler Demontage landläufiger Wagner- Mythen: ein sehr hermetischer „Lo- hengrin", von dem erwartungsge- mäß Denkanstöße sonder Zahl mit Kombinations- und Interpreta- tionsvorschlägen ausgehen und der ein spannendes Rätselraten um die Bedeutung praller Symbole auslöst.

Es geht um die totale Entzaube- rung dieses Opernkomplexes aus Historie, Märchen und Tiefenpsy- chologie, die zwar hart, aber nicht immer konsequent eine gewohnte Struktur um die andere aufbricht, sich aber doch letztlich erschöpft in der Negation des Herkömmlichen: etwa durch die obstinate Dominanz von Bewegungsritualen schachtel- tragender Choristen, durch aktio- nistisches Unterlaufen der Gralser- zählung oder durch Denunzierung der Lyrismen in parodistischer Überzeichnung. Neben manch schlüssig erscheinenden Ideen fas- ziniert die durchgehende tänzeri- sche Präsenz des Schwans als reiz- volles ästhetisches Zeichen - sie gleicht die gewollt unvorteilhafte Erscheinung des in der Unmöglich- keit seiner Beziehung erstarrten „Liebespaares" aus.

So massiv das Publikum die Arbeit von Ruth Berghaus und des Bühnenbildners Peter Schubert ablehnte, so frenetisch feierte es zurecht den Dirigenten Mario Ven- zago als Star des Abends: solch geschmeidig-schlanken Orchester- klang, so überzeugend eigenwillige Tempi hat man in Graz seit langen nicht mehr registriert. Von den Sängern ist das Antagonistenpaar Foula Dimitriadis und Herbert Adami rühmend zu erwähnen.

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