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Abseits vom Getriebe

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Abseits vom Getriebe der Europäischen Theaterausstellung und der bevorstehenden Eröffnung von Burg und Oper begibt sich auch in Graz ein allerdings bedeutend bescheideneres lokales Ereignis: die Sonderausstellung des Stadtmuseums „Oesterreichisches Theater in Vergangenheit und Gegenwart“. In sieben Räumen des Schlosses Eggenberg stellt der Kunsthistoriker Dr. Andorfer mit zahlreichen Leihgaben hiesiger und Wiener Sammlungen die Entwicklung des österreichischen Theaters in Andeutungen dar. Der Ueberblick über das Barocktheater ist nicht sehr reichhaltig, bietet aber als interessanten lokalen Beitrag unter anderem zwei Textbücher zu Opern des P. R. Pignatta — „con-segrati all'illustrissima nobiltä dell'noblissima cittä di Graz“ —, die in Eggenberg im 17. Jahrhundert aufgeführt wurden. Der Wiener Staätsoper, dem Burgtheater, den Vorstadtbühnen sowie deren hervorragendsten Künstlern ist je ein Saal gewidmet. Bedeutsamer ist jener Teil der Ausstellung, der sich mit dem Grazer Schauspielhaus, dessen ursprüngliche Barockgestalt an einem Modell und mehreren Plänen gezeigt wird, dem Grazer Opernhaus und dessen Vorgänger, dem Thalia-Theater, befaßt. Die traurige Tatsache, daß trotz eines Architektenwettbewerbes das Schauspielhaus langsam dem völligen Verfall entgegengeht, wenn nicht endlich etwas für seine Erhaltung geschieht, wird einem hier wieder schmerzlich bewußt. Eindrucksvoll ist die Porträtschau der berühmten Mitglieder der Grazer Theater, die ja immer schon Sprungbrett für Wien und die Welt waren. Das geht von Millöcker zu Krauß und Böhm, von Wenzel Scholz und Nestroy zu Thaller, Aslan und Salloker. Von dem großen Sohn der Stadt Graz, Alexander Girardi, sind Originalkostüme und -perücken zu sehen. Störend an dieser Ausstellung wirken eine gewisse Unübersichtlichkeit und fehlerhafte Ungenauigkeiten im Katalog.

Die Neue Galerie, deren rührige Leitung trotz mancher finanzieller Behinderung immer bemüht ist, interessante und anregende Sonderschauen zu bieten (so war im Frühsommer eine außerordentlich bemerkenswerte Exposition englischer Holzschneider gezeigt worden), beherbergt derzeit die Oesterreichische Exlibris-Gesellschaft mit einer Ausstellung von Kleingraphiken, die in Wien vor zwei Jahren zu sehen war. Besonders reizvoll sind gewisse Ergänzungen aus den Beständen der Gastgeberin, so etwa Bleistiftzeichnungen zu Kupferstichen Alfred Coßmanns. Um die Arbeiten der Großen L a r i s c h und C o ß m a n n und ihre Schulen gruppieren sich in reicher Fülle Buchzeichen der Jahrhundertwende bis herauf zu zeitgenössischen Meistern aus ganz Oesterreich, denen sich noch Briefmarkenkünstler und Banknotenstecher zugesellen.

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