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Nur ein „Kasperltheater"?

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Die Postenvergabe nach dem Parteibüchel findet Wiens neuer Bürgermeister ,jzum Kotzen". Und vor dem Gemeinderat sagte Helmut Zilk wörtlich: ,Jch werde gegen Unkorrektheit, mangelndes Engagement und gegen die Einstellung, daß man nichts machen kann, an-kämpfen."

Der Mann, der solch hehre Worte spricht, sagte aber auch, man dürfe bei der Bestellung des Wiener Festwochenintendanten seiner Favoritin nicht das „Aus-schreibungs-Kasperlthea-ter" zumuten.

Was heißt das? Zilk ist für mehr Demokratie dort, wo sie ihm nutzt, Zilk beurteilt demokratische Normen nach seinen persönlichen Vorteilen. Oder war es doch nur ein verbaler Ausrutscher, der, verzeihlicherweise, jedem passieren kann?

Die Verurteilung einer Postenausschreibung klingt nicht nach einem ehrlichen Bekenntnis zur Demokratie. Es geht Zilk darum, seine langjährige Mitarbeiterin Ursula Pasterk auf den Sessel des Festwochenintendanten zu hieven. Dagegen gibt es eigentlich wenig einzuwenden. Wer Pasterk und ihr bisheriges Wirken kennt, weiß, daß sie eine gute Kandidatin für diese Funktion ist.

Jörg Mauthe, ÖVP-Stadt-rat und in Sachen Kultur oft eines Herzens mit Zilk, meint zu diesem Zilk-Ausrutscher: ,£>er Glaubwürdigkeit seiner Idee, die Postenvergabe objektivieren zu wollen, wird damit nicht gedient."

Zilk unterliege auch dann einem Irrtum, so Mauthe, wenn er behaupte, daß künstlerische Intendantenposten grundsätzlich nicht ausgeschrieben werden.

Jeder, der sich für fähig hält, der etwas kann, sollte sich bewerben können. Niemand, der sich — egal in welchem Bereich — in einer öffentlichen Bewerbung um einen Posten durchgesetzt hat, sollte sich durch Zilks Bemerkung über das kasperltheater Postenausschreibung" kränken müssen.

Es ist ehrenvoll, unter vielen Bewerbern für eine Funktion ausgewählt zu werden. Es wäre beschämend für jeden neuen Festwochenintendanten, wenn Konkurrenz — aus welchen Gründen immer — von vornherein ausgeschaltet wird.

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