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Die Sammlung Henie-Onstad

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Die Ausstellung der Sammlung moderner Malerei aus dem Besitz von Sonja H e n i e - Niels O n s t a d — veranstaltet im Wiener Künstlerhaus von der Österreichischen Kulturvereinigung mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht — muß in ihrer Gesamtheit als höchst bemerkenswert, ja sensationell bezeichnet werden. Die Sensation liegt darin, daß in Wien bisher kaum eine so geschlossene und, was einzelne Künstler betrifft, ausgezeichnete Schau modemer Malerei gezeigt wurde und daß es sich dabei um eine Privatsammlung von bedeutendem Ausmaß handelt, deren Wert im einzelnen schwer zu ermessen ist. Nur wenige Hinweise müssen genügen: Juan Gris ist mit nicht weniger als fünf Bildern vertreten, darunter zwei erstklassigen, Matisse mit vier, von denen das ganz frühe Stilleben eines der schönsten Bilder der Ausstellung ist, Leger mit sechs, von denen zwei zu seinen besten zu zählen sind, Klee mit zwei, eines davors- das eindrucksvolle „Am Anfang war das Wort“. Ihnen reihen sich nicht weniger als zehn Bilder von Jacques Villon an, alle von gleichmäßiger Qualität. Besonders interessant ist die Kollektion der acht de Staels, die seinen Weg aus der Ungegenständlichkeit zur Gegenständlichkeit eindrücklich dokumentieren („Palette rose“, „Agrigent“). Von den drei Miros sind zwei, vor allem die „Blaue Komposition“, sehr gut, und beide Bonnards höchst respektabel. Von den zwei Münchs fällt die „Frau im Sessel“ auf. Das sind allein schon die „Klassiker“ und die Pioniere der modernen Malereif Ihnen reiht sich eine ganze Galerie von bekannten Namen an: Appel, Baumeister, Bazaine, Bissiere, Du-buffet, Ernst, Esteve, Sam Francis, Härtung, Asger Jörn, Wilfredo Lam, le Moal,

Manessier, Poliäkoff, Riopelle, Singier, Vieria da Silva, Soulage, Tamayo, die alle mit äußerst charakteristischen Arbeiten vertreten sind. Die drei Picassos, zwei „Sitzende Frauen“ und ein „Fischstilleben“, fallen in der Ausstellung besonders auf und regen zum Nachdenken an. In ihnen allein — wie in den Bildern von Juan Gris, aber weiter als bei jenen getrieben — wird Malerei als plastische Kunst begriffen, auf einem Weg, der von Dekoration wie leerer Vitalität gleich weit entfernt ist. In ihnen allein wird einem neuen Bild vom Menschen und der Natur zugestrebt. Sie sagen, wenn auch unbequem, etwas über Dinge aus, die uns noch immer angehen und immer angehen werden, und unterstreichen damit auch hier die einzigartige Stellung die Picassos Genius in einer Zeit, die vor dem Menschen und der Menschlichkeit allzu leicht abdankt, zukommt. — Eine Ausstellung, die nicht versäumt werden darf, weil sie Maßstäbe zu setzen imstande ist.

Maßstäbe sind auch in der kleinen Ausstellung in der Galerie der A k a d e-mie der bildenden Künste zu finden, die wieder einen Teil des großzügigen Legates von Wolfgang von Wurzbach zeigt. Dabei handelt es sich weniger darum, was jene holländischen Maler des 17. Jahrhunderts darstellten, sondern um das Maß an Verlebendigung, an „Realisation“, um die mehr oder weniger spirituelle Kraft, die m ihren Bildern lebt, um die Sensibilität der Empfindung, die sich in malerischen Nuancen ausdrückt, kurz, in der Gestaltung der Bilder. Daraus wäre für die „moderne“ Kunst viel zu lernen, und hier beweist sie meist ihre Unterlegenheit. Zwei Jan von Goyen, ein Jakob Cuyp und ein vortrefflicher Jan van Kessel müssen besonders hervorgehoben werden.

Neben diesen Ausstellungen hat es die der polnischen Malerin Helena Z a-remba-Cybisowa schwer, «ich zu behaupten. Ihre Ölbilder sind trotz stellenweiser Realisierungen vergröberter Bonnard ohne dessen Ve-rgeistigung der Materie zu besitzen! Am besten wirken die Aquarelle und Gouachen, die stark das Dekorativ-Sentimentalische betonea.

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