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Das BA-CA-Kunstforum zeigt die Sammlung der Bank: eine Zusammenschau der künstlerischen Strömungen in Österreich.

Banken sind im Prinzip ja dazu da, mit Geld möglichst glücklich zu agieren. Viele Leute geben ihnen in dieser Hoffnung freiwillig ihr Geld, andere borgen sich Geld aus, letztere zahlen dafür kräftig, erstere bekommen einen Aufschlag. Hauptsächlich sind Banken damit beschäftigt, diese Umschichtungen in für alle Beteiligten zufriedenstellende Abläufe zu leiten. Mit dem für die Banken erzielten Überschuss bezahlen sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bauen Filialen, kaufen sich andere Banken, manche verspekulieren diesen Gewinn in riskanten Geschäften, einige investieren auch in Kunst. So auch die Bank Austria Creditanstalt, die in einer aktuellen Schau noch kurze Zeit vor allem Ankäufe aus den letzten sechs Jahren präsentiert.

Bank investiert in Kunst

Das Ergebnis dieser Investitionen hebt sich angenehm von einer bloßen Ansammlung möglichst bekannter Namen und bis in jeden Abgrund abgeklärter Richtungen ab. Die Strategie dieser Sammlung setzt woanders an. Es geht vor allem um jene Generation von Kunstschaffenden, die zwar schon aufgezeigt haben, dass von ihnen viel zu erwarten ist, die diese Erwartungen im gesamten Spektrum aber aufgrund ihres Alters erst noch einlösen müssen. Und da die Bank ihr Herkunftsland im Namen führt, sind vor allem auch österreichische Produktionen im Visier der Sammlungsverantwortlichen.

Eine erfolgreiche Strategie, wie die aktuelle Schau beweist. Die Bank kann im Verhältnis günstig einkaufen, geht dafür aber das Risiko ein, dass sich auch ein Flop darunter befindet. Für die Kunstschaffenden leistet sie damit wertvolle Starthilfe. Nicht nur in finanzieller Hinsicht. Die angekauften Arbeiten kommen nämlich nicht in ein Depot, sondern müssen sich in den öffentlichen Räumen der Bankgebäude der Öffentlichkeit stellen und erreichen damit viel breitere Kreise, als wenn sie in einem Museum hingen. Auch dieser Aspekt eine Win-Win-Situation für beide Seiten, wie die bisherigen Erfahrungen zeigen.

Heimische Kunst-Tendenzen

Als ein Gewinnen von "neuen Bekannten" fasst Robert Fleck in seinem Katalogbeitrag das Ergebnis seines Rundganges durch die Schau zusammen und formuliert damit prägnant den Umstand, dass man hier auf all jene aus unseren Landen trifft, die sowohl international als auch national in den letzten fünfzehn Jahren in Erscheinung getreten, also bekannt sind, als auch auf jene, deren Namen noch nicht ihren Dauerplatz auf den Feuilletonseiten gefunden haben. In Summe eine gute Zusammenschau aller wichtigen Tendenzen der bildenden Kunst, die derzeit in Österreich anzutreffen sind, vertreten durch erstklassige Arbeiten.

Da baumelt sie dann als Kunstwerk, die österreichische Seele, allerdings längst nicht mehr auf der nie dagewesenen Insel der Seligen. In der Schau selbst belegt dies der Raum mit den internationalen Fotografien, der Anknüpfungspunkte aus den 1970er Jahren zeigt. Insgesamt spürt man aber deutlich, dass nicht nur die Mobilität der Kunstschaffenden sich erhöht hat, sondern dass in diesem Land auch mehr internationale Kunst der Spitzenklasse zu sehen war und ist. Daher findet man bei den jungen Kunstschaffenden wie selbstverständlich den Anschluss an die großen Strömungen rund um den Globus genauso wie Reminiszenzen an einen "typisch" österreichischen Schaffensdrang, wie ihn der Blick auf die Entwicklung im vorigen Jahrhundert von vielen Analytikern nahegelegt wurde.

Freilich ist vieles davon, sofern es jemals zutreffend war, nur mehr in Spuren auszumachen. Viel spannender ist in dieser repräsentativen Schau die große Bandbreite der künstlerischen Arbeitsmethoden. Die Fotografie, von ihrem eigentlichen Erfinder, Henry Fox Talbot, noch als "Bleistift der Natur" bezeichnet, die vermeintlich menschliche Einflüsse ausklammert und für Talbot ein rein durch chemische Prozesse entstandenes Abbild der Welt zeigte, erscheint längst mit klaren Konzeptionen durchwachsen, so sie nicht überhaupt eine fruchtbare Allianz mit der Aktionskunst eingeht. Talbot hatte wohl nie Recht, was sich insbesondere dort zeigt, wo Fotografie, durch welches Vorgehen auch immer hervorgerufen, den Gegenstand, den sie nach wie vor vor der Linse hat, auflöst und eine Brücke zu einer ursprünglich diametral entgegenstehenden Kunstauffassung schlägt: zur ungegenständlichen Malerei.

Fotografie und Malerei

Und auch in diesem Feld, der Malerei ganz allgemein, bekommt man einiges zu sehen. Neben den abstrahierenden Tendenzen, die mit der schrittweisen Auflösung des klaren Gegenstandes zu farblichen Erinnerungsflecken arbeiten, aber auch jene, die konstruktivistisch von vornherein auf einer malerischen Metaebene unterwegs sind, zumeist in der Auseinandersetzung mit geometrischen Formen. Daneben reüssiert die gegenständliche Malerei mit einer ganzen Reihe überzeugender Lösungen. Oftmals gilt, dass die Grenzen fließend sind, so gesellen sich hier bereits konzeptuelle Tendenzen hinzu, die als eigenständiger Werkblock sich einer Vielzahl an Materialien und Verarbeitungsmethoden bedienen, um das Konzept im Werk aufblitzen zu lassen. Wann immer sich ein Besuch einrichten lässt, vorerst gilt: die Zeit drängt.

wann immer vorerst

Aktuelles aus der Kunstsammlung der BA-CA

BA-CA Kunstforum

Freyung 8, 1010 Wien

Noch bis 6. 10. tägl. 10-19, Fr 10-21h

Katalog: Ariane Neuberger, wann immer vorerst. Aktuelles aus der Kunstsammlung der BA-CA, Wien 2007 232 Seiten, € 29,-

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