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Ernstes und Heiteres aus der Welt der Bilder

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Beethoven-Zyklus. Zeichnungen zu Breunings „Erinnerungen aus dem Schwarzspanierhaus“ von Wilhelm T h ö n y. Herausgegeben von W'olfgang Schneditz. Druck und Verlag der Oesterreichischen Staatsdruckerei. 90 Seiten und 17 Tafeln.

Hauchzart und doch das Titanische Beethovens ahnen lassend, sind die dreizehn Bleistiftblätter des Beethoven-Zyklus von Wilhelm Thöny (1888 bis 1949), die zusammen mit drei Radierungen des Künstlers zum gleichen Thema hier publiziert werden. Die Blätter entstanden nach 1923 in Graz. Beethoven war lebenslang der musikalische Umgang Thönys; immer aufs neue hat er sich, der in seiner Jugend zwischen der Malerei und Musik schwankte, in sein Werk vertieft. „Feldgeschrei der reinen Herzen“ notierte er anläßlich eines New-Yorker Aufenthaltes über Beethoven. In diesem Bande sind nun Breunings „Erinnerungen aus dem Schwarzspanierhaus“, ein längst vergriffener Privatdruck aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, der „Beethoven-Zyklus“, Thönys Gedanken und Anmerkungen zu Beethoven und zwei einführende Aufsätze von Wolfgang Schneditz zu Thöny und Breu-ning vereinigt.

Rohrfederzeichmingen von Anton Steinhart.

Ausgewählt und eingeleitet von Dr. Franz Fuhrmann. Verlag Stifter-Bibliothek, Salzburg. 56 Seiten. Preis 12 S.

Die dritte Publikation der Rohrfederzeichnungen Steinharts (nach denen im Otto-Müller-Verlag und durch die Galerie Welz, Salzburg) bringt eine Auswahl von 42 Blättern und festigt seinen Ruf als einer der ersten österreichischen Graphiker der Gegenwart. Wir sind heute etwas skeptisch gegen den Typus des „malenden Zeichners“, denn mit verwischter Tusche oder Kohle kann viel geschwindelt und mancher bülige Effekt erzielt werden. Steinharts Rohrfederzeichnungen aber, insbesondere die Blätter aus dem Süden, zeigen, daß auch auf diesem Gebiet ehrliche Arbeit — und damit Kunst — möglich ist.

Unsern täglichen Traum ... Erinnerungen, Dichtungen und Betrachtungen aus den Jahren 1914 bis 1954. Von Hans A r p. Im Verlag der Arche, Zürich. 128 Seiten. Mit 14 Zeichnungen, Holzschnitten und Klebebildern von Hans A r p. Preis 7.80 DM.

„Der Arp. Auf Grund seiner plastischen Arbeiten wurde zunächst ein fferg in der Schweiz nach ihm benannt. Später wurde der Arp von den Dadaisten zu einem Stern im Einhorn erhoben (zwischen Kleinem Hund und Orion). Jetzt ist er bescheidener geworden und gibt sich schon zufrieden, wenn die Menschen in einigen Jahren von seinen kleinen, lenkbaren Kunstwerken auf Spaziergängen begleitet werden. Er ist Verächter alles Genialischen und der Oelmalerei.“ Diese Charakterisierung Arps fand sich im Jahre 1921 in der „Unterhaltungsbeilage zum Kölner Tageblatt“. Sie stammte von ,Max Ernst und ist ein Zeugnis der vielen Possen und Streiche, mit denen die Dadaisten ihre Mitbürger zu schockieren suchten. Aber: „Wer von Dada nur seine possenhafte Phantastik beschreibt und nicht in sein Wesen, nicht in seine überzeitliche Realität eindringt, wird von Dada ein wertloses Bruchstück geben. Dada war kein Rüpelspiel.“ Dieses. Zeugnis Hans Arps, dessen Name untrennbar mit Dada (der Name wurde gefunden, indem man ein Lexikon willkürlich aufschlug) verbunden ist, zeigt uns die ethische Absicht, die Dada irgendwie zugrunde lag; es war eine Ethik, die im Gewände des Harlekin auftrat, die in einer Welt der Masken sich die Maske der Masken aussuchte. Dada war der Krieg der Pazifisten, die versuchten, den Krieg zu ächten. — Das schön ausgestattete Buch Hans Arps, der heute in Meudon bei Paris lebt, ist ein wichtiges Zeitdokument.

Das Leben der Formen. Von Henri F o c i 11 o n. Verlag A. Francke, Bern. 116 Seiten mit acht Tafeln. Dalp-Taschenbücher. Preis 2.80 DM.

Dieses von Dr. Gritta Baerlocher aus dem Französischen übertragene Bändchen ist eine ideale Einführung in Formen der Malerei und Plastik, wobei unter „Formen“ vor allem die Formen im Raum, also die plastischen Formen, verstanden werden. Das einleitende Kapitel „Die Welt der Formen“ hätte das Wesen der Form, vor allem im Hinblick auf die „absolute Malerei, noch genauer definieren können.

Deutsche Gvidschmiedekunst. Von Heinz Leitermann. Urban-Bücher. Herausgegeben von Fritz Ernst und Karl G u t b r o d. 160 Seiten und 48 Kunstdrucktafeln. W.-Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. Preis 4.80 DM.

Eine ausgezeichnete kleine Monographie über das Goldschmiedehandwerk in der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte. „Er bog rotes Gold um buntes Gestein, er reihte am Bast die Reife und Spangen“, heißt es im Mythos von Wieland, dem Schmied; er ist der älteste Handwerker, der Gold verarbeitete, von dem uns berichtet wird. Der Beruf des Goldschmiedes entwickelte sich in der Bronzezeit — also vor mehr als 3000 Jahren. Die ältesten Goldscheiben, Fibeln und Ohrgehänge aus Gold, mit denen wir den eigentlichen Beginn einer ontiuuierlichen laufenden deutschen Goldschmiedekunst datieren dürfen, stammen aus der Völkerwanderungszeit. Bis herauf in unsere Zeit führt Leitermann die Geschichte der Goldschmiedekunst. Herauf? Schauen wir uns die einfachen und überzeugenden Formen der ältesten Arbeiten an, dann glauben wir, daß die Entwicklung nicht „hinauf“, sondern „hinunter“ führte.

Geschichten aus der Arche. Von Philippe Hesse. Mit vielen Zeichnungen von Jean E f f e 1. Die Kleinen Bücher der Arche 180. Im Verlag der Arche.

Der elfjährige Philippe Hesse schrieb ein paar Geschichten, die das Leben Noahs und der Tiere, die er in der Arche mitnahm, während der Sintflut ausmalen; da weiß er von vielerlei Einfällen und Geschichten, die sich die Tiere gegenseitig erzählen, um die Langeweile zu vertreiben, zu berichten. Diese Geschichten brachte der kleine Hesse zu Jean Effel, der dazu eine Menge reizender Zeichnungen schuf.

Amor auf Weltreise. Eine Geographie für Empfindsame. Von Raymond P e y n e t. Rowohlt-Verlag, Hamburg. 60 Seiten. Preis 7.80 DM.

Die Weltreise beginnt natürlich in Frankreich und führt das junge Paar, das von Amor begleitet wird, auf Flügeln nach Italien, zu den blühenden Veilchen von Parma, zu den Vögeln von Assisi, nach Israel (heimliche Einreise nach Bethlehem mit den Heiligen Drei Königen), Japan („Mein Vorname ist: Blaue Blume des rosigen Morgens und der besternten Nacht“), zu den australischen Känguruhs, die nur daran denken, sich die Taschen zu füllen, zu mexikanischen Nächten mit brennenden Kakteen, nach Rußland, wo die Zwiebein in den Himmel wachsen, in die Ukraine, wo die Sonne ihr „Soll“ erfüllt, nach Oesterreich, wo Franz Schubert und Mozart von ihren Denkmälern herab regieren (was ist mit Johann Strauß?), nach Finnland, wo man Mitternachtssonnenbäder nehmen kann, um über England, wo der Londoner Nebel wie ein Fischernetz herabhängt, heimzukehren. Peynet nimmt Redensarten und Charakteristika eines Landes ganz wörtlich, und das heißt in diesem Falle: bildlich, und verbindet sie mit einer naiven Poesie und Lebensfreude, die Zeichnungen von hohem Reiz entstehen lassen. Ein Buch, das jeden entzücken wird: den, der verliebt ist, den, der es einmal war, den, der gerne reist, und auch den Liebhaber der Kunst.

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