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Osterreichische Landschaftsmalerei der Gegenwart
Olbilder und Aquarelle Franz Senkings
Eine recht erfreuliche Überraschung bedeutet die in den Räumen, I., Opernring 19, veranstaltete Ausstellung von Landschaften des bisher in Wien wenig bekannten heimischen Malers S e n k i n g, der sich als durchaus beachtenswerte Individualität in dem großen Kreis österreichischer Landschafter eingeführt hat.
Senking ist kein Freund von Motiven, die schon durch Monumentalität oder romantische Reize wirkungsvoll erscheinen, er bevorzugt Vorwürfe, die in ihrer Schlichtheit ihre malerischen Werte nur dem erschließen, der ein offenes Auge für sie besitzt. Da sieht man einen verkrüppelten Weidenstrunk an einem Bachrand, ein Stück Getreidefeld, das sich an ein Gehölz anschmiegt, einen Erdbruch zwischen Gräsern und Blütenstauden. Das alles sind Alltäglichkeiten, an denen man achtlos vorüberzugehen pflegt. Aber der Maler hat sie alles Nichtssagenden entkleidet, er kontrastiert sie gegen den melancholischen Regenhimmel oder gegen die gewitterschwangere Atmosphäre eines heißen Sommertages, gegen die reine, sichtige Luft einer Vorfrühlingsstimmung. Und so gewinnt das Bild Leben, ein starkes Eigenleben, wie ein einfaches Volkslied, das seine tiefe lyrische Stimmung ausklingen läßt. Dabei arbeitet Senking mit der einfachsten malerischen Technik, mit breiten Flächen und wenigen, aber sicheren Pinselstrichen, oft den Malgrund aussparend and erzieht damit doch starke plastische und farbige Wirkung. Ob er uns nach dem sonnengleißenden Süden, etwa in den Hafen von Genua, führt oder uns den Ausbiidt auf den Leopoldsberg erschließt, ob er die Steppenstimmung der Landschaft des Zicksees festhält oder den lyrischen Grundgehalt einer schlichten Bachlandschaft wiedergibt, immer erweist sich Franz Senking als Maler, der die Seele der Landschaft erfühlt und ihr als schöpferischer Gestalter dient.
Holländische Bilder in der Galerie Welz
Es war ein guter Einfall, die Wiener Kunstfreunde, die durch die Zeitverhältnisse nicht über die Grenzen Österreichs hinausgehen können, in einer Art malerischen Baedekers in Landschaft und Volksleben Hollands und dessen Südseegebiete einzuführen. Nach längerer Pause sieht man wieder einmal die farbig so kraftvollen Bilder Carl Fahringers, der nicht nur die malerischen Städte und Dörfer Hollands, das vollsaftige Volksleben, die bieder-derben Fischergestalten des Landes, sondern auch die wundervolle Landschaft der Südseeinseln und das Leben ihrer Einwohner prächtig zu schildern versteht.
Auch B u c h n e r steuert eine Reihe effektvoller Marinen und Städtebilder bei, qualitativ nicht immer gleichwertig, zuweilen den Galerieton alter holländischer Meister nachahmend. Eine „Frühlingsstimmung“ verdient unter seinen Arbeiten besondere Anerkennung. Wilhelm Kaufmann ist mit einer stattlichen Anzahl von Bildern vertreten. Manche von ihnen verlieren an Wirkung durch zu unruhige, wenig ausgeglichene farbige Stimmung.
Als geschmacksvolle Aquarellisten erweisen sich R e i ß n e r und B i e g 1 e r in verschiedenen Städtebildern, die durch die fast bizarre Romantik dieser alten holländischen Hausfassaden zuweilen geradezu Spitzwegsdben Charakter annehmen. N i e ß n e r und R i z e k seien lobend erwähnt, Wolfs malerische Art nähert sich allzusehr der Technik von Buntpapierschnitten.
Aus dem Bereiche der Graphik sind neben Fahringer und B u c h n e r vor allem Eckhardt bnd die beiden erprobten Meisterinnen graphischer Kunst, A u g u s t i n und Murad-Michalkowski, hervorzuheben.
Jedenfalls liefert diese Bilder- und Graphikenschau den Beweis, daß uns Österreicher mit Holland nicht nur langjährige Freundschaft, sondern auch der Gleichklang künstlerischer Gesinnungen verbindet.
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