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VON NEUEN BUCHERN

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Rudolf Henz. Das dichterische Werk im Rahmen der Zeit und der Grundzüge des Dichterischen. Von Dr. Josef Eschenbach. Verlag der Buchgemeinde Bonn. 135 S.

Am 10. Mai 1897 wurde in Göpfritz a. d. Wild Rudolf Henz geboren. Just zu dem 50. Geburtstage des Dichters erreicht uns eine Würdigung seines literarischen Schaffens, die von der Bonner Buchgemeinde herausgegeben wurde, ein ernsthafter Versuch, das vielfältige Werk kritisch und übersichtlich darzustellen. Das Werk des Dichters Rudolf Henz, der für uns heute zu den führenden Gestalten der österreichischen Literatur gehört, wird von Dr. Eschenbach in seinen inneren Bezügen zur Welt und Uberwelt transparent gemacht. Der Epiker Henz erscheint in dieser Analyse richtig erfaßt. Der Autor geht den Problemen der immer wiederkehrenden Gestalt nach, „die aus den beiden zentralen Erlebnissen Kindheit und Krieg zusammenwächst und zu einer typischen der Zeit wird, die das Dunkel bejaht, um in der Bejahung es endgültig zu überwinden, für die es kein anderes Leben gibt als die Ganzheit von Idee und Menschentum, kein Leben als nur die christliche Tat allen Schurken und Feiglingen der Welt gegenüber“. Wie der Kritiker die wechselnden Konturen zeichnet, darf sowohl in germanistisch-philologischer Hinsicht als auch in weltanschaulicher Deutung als mustergültig be zeichnet werden. Weniger gelungen ercheint die Analyse des Lyrikers, die zu Oberflächenhaft geworden ist und die vor allem eines der wichtigsten Baugesetze der Henzschen Lyrik fast übersehen hat, wir meinen die Antithetik. Gerade das lyrische Gesamtwerk unseres Dichters ist das eines Gedankenlyrikers, der viel mehr den Baugesetzen der Antithesen verpflichtet ist als dem Symbol und Gleichnis. Vielleicht erwuchs dieser Mangel daraus, daß die vorliegende Arbeit aus einer Dissertation entstand, die sich hauptächlich mit dem epischen Schaffen Henz' befaßt haben dürfte. Ein besonderer Vorzug der Arbeit sind die großen geistesgeschichtlichen Überblicke über die einzelnen Stilformen der Dichtung, in denen sich der Autor in einer durchaus selbständigen Weise mit den überkommenen literarhistorischen Wertungen und Auffassungen auseinandersetzt. Zu begrüßen ist auch sein Versuch, das Wesen des katholischen Dichters, für den im vorliegenden Fall Rudolf Henz beispielsmäßig gesetzt wird, als Apostolat im Reiche der Kunst zu deuten. Im ganzen ein lesenswertes Buch, das den Freunden des Dichters neue Erkenntnisse, denen, die ihn noch nicht kennen, das Verlangen nach seinen Werken zu bringen imstande ist.

Metaphysik der Gerechtigkeit. Die Äquivalenz als kosmisches, juristisches, ästhetisches und ethisdies Prinzip. Von Hugo Markus. Reinhardt-Verlag, Basel 1947.

Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, gewissermaßen mit dem Rüstzeug der Physik Metaphysik zu betreiben. Alle Vorgänge im Physischen und Metaphysischen werden auf ein Plus-Minus-System gebracht, von dem die Darstellung ihren Ausgang nimmt. Der dargebotene Schlüssel zur Lösung aller Welträtsel im Materiellen und im Geistigen bildet das Äquivalenzprinzip: das Gesetz von der Erhal tung der Kraft und die daraus sich ergebende Form des äquivalenten Tauschaktes. Freilich bleibt dabei für das Schöpferische — im Menschen und über dem Menschen — kein Raum. Alles, selbst die Liebe, wird zum Tausch, zum Handel Es ist eine Philosophie, ihrem Wesen nach ungeeignet für den Vorstoß in die Stratosphäre des Geistigen, weil sie der eigenen Schwerkraft zufolge unvermeidlich im Kreise sich bewegt. Der ehrliche Wille, das materialistische Denken zu überwinden, ist hier von vorneherein zur Tragik verurteilt. Ist aber die Lösung ungenügend so muß doch die Fragestellung und das Anliegen des Autors ernst genommen werden. In seiner oft geistreichen Art vermag er dem Denker von heute die Abgründe aufzuzeigen, die überbrückt werden müssen, sollen wir nicht in noch ausweglosere Tiefen stürzen. Peter Mandlinger

Das Ende des Hitler-Mythos. Von Josef G r e i n e r. Amalthea-Verlag, Wien 1947.

War Hitler ein Verbrecher, ein Narr oder ein Psychopath? Greiner, der sich hier als intimer Jugendfreund Hitlers vorstellt, schildert ihn als abstoßenden Psychopathen, daß man sich verwundert fragt, wie es ihm möglich war, das Freundschaftsverhältnis bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Allerdings fällt auch auf, daß Greiner seinen Erinnerungen allerlei Rouge aufzulegen bemüht ist. Uber den Wert oder Unwert derselben für die historische Forschung mögen die hier sachverständigen Pathologen urteilen, uns erscheint die Glaubwürdigkeit des Buches schon durch die zahlreichen sachlidien Unrichtigkeiten sehr fragwürdig, die dem Autor bei Einzelheiten des geschichtlichen Ablaufes sowohl wie bei Dingen des österreichischen Katholizismus unterlaufen. —rs—

Entlarvter Geheimdienst. Von Tristan Busch. Pegasus-Verlag, Zürich.

Als im Sommer 1940 England von der deut-Invasion bedroht war, wurden viele tausend deutsche Emigranten in Präventivhaft genommen, damit sie dem landenden Feind nicht Hilfe leisten könnten. Meist traf dies Flüchtlinge, die erst kurz vorher der Gestapo entronnen waren, unter ihnen auch den Verfasser des Buches. Diese Maßnahme ließ sich, wie Wickham Steed im Vorwort des Buches schreibt, ungeachtet ihrer mannigfachen Härten, wohl kaum vermeiden. Es ist das menschliche Recht des Verfassers, gegen, diese drastische Verfügung und manche Ausartungen des Spionagegeheimdienstes und der Geheimbürokratie zu Felde zu ziehen, die, angefangen vom Fall Redl, bis zu den Erlebnissen im zweiten Weltkrieg reicht. Was der Autor, der zweifellos viel gesehen hat, über die altösterreichische Armee erzählt, deren Geheimdienst er angehörte, sfeift leider oft Genre und Ausdrucksform der ärarischen Humoreske. Es stört der selbstgefällige Ton, der besonders in der Wiedergabe von Dialogen zutage tritt. Schade, daß dadurch die Behandlung eines so wichtigen und hochinteressanten Gegenstandes einen unernsten Anstrich erhält.

C. v. Peez Die letzen Tage. Von Reinhold Schneider. Verlag der „Arche“, Züridi.

Die ernsten und getragenen Vers sind das dichterische Zeugnis christlichen Widerstandsgeistes. Sie haben während des Krieges auf losen Blättern innerhalb Deutschlands Runde gemacht und auch den Weg ins Ausland gefunden. Die herbe Gedankenlyrik R. Schneiders ist wesentlich religiöses Bekenntnis und verlangt besinnlichen Ernst. Dr. Josef Kopp

Die geistige Heimat des heiligen Thomas von Aquin. Von P. Dr. M. V e t t e r. Schriftenreihe der „Wiener Katholischen Akademie“. Herder, Wien.

Mit selten zu findender, richtiger „thomisti-sdher“ Klarheit wird auf, wenigen Seiten ein Lebensbild des heiligen Thomas entworfen, das wegen der Tiefe und Originalität noch viel bekannter werden müßte.

Melanges E. Podechard. Herausgegeben von der Theologischen Fakultät zu Lyon.

Eine Reihe bekannter französischer Professoren für Bibelwissenschaft haben wissenschaftliche Beiträge in einem Sammelband einem ihrer führenden Alttestamentler, E. P o-d e c h a r d, anläßlich seines Scheidens von seiner Lehrkanzel — nach einer rund 40jährigen Tätigkeit — gewidmet. Er enthält außer einer biographischen Würdigung noch 22 verschiedene Beiträge von wissenschaftlichen Aufsätzen aus dem Gebiete des Alten und Neuen Testament*, die in der Hauptsache den Excgeten und Theologen vom Fach interessieren werden. Für die fachliche Gediegenheit der Aufsätze bürgen Namen wie Vincent, Buzy, Chaine, Robert, Allo, Lebreton, de Lubac und andere.

Die Sphinx Maragata. Von Concha E s p i n a. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 342 S.

Die Herausgabe dieses von der Spanischen Akademie preisgekrönten Werkes der großen Dichterin in deutscher Übersetzung ist ungemein verdienstlich. Die Art Espinas ist jene Mosaikkunst, die kleine Dinge und kleine Erlebnisse, wie sie den Alltag füllen, zu einem Gemälde fügt, das, in seinen Grundlinien groß und gewaltig aufwachsend, Interesse und Empfinden des Lesers immer stärker ergreift. Es ist die Art, wie sie etwa Dostojewski oder auch Sigrid Undset vertritt, nur schildert sie hier den spanischen Menschen, der hart im Kampf, hart gegen sich selbst, ganz stark aus einem wesenseigenen Heroismus heraus das Leben meistert, indem er einem Auftrag dient, auch dann, wenn er untragbar erscheint. Das beherrschende Motiv ist die Verbundenheit mit Natur, Brauchtum und einer tiefen Religiosität. Stark und fordernd formen diese Drei den Menschen, wo der Kampf um das tägliche Leben so schwer und hart ist wie in der Maragateria, einer Landschaft im Asturischen, „vergessenes Land“! Dennoch liegt keine pessimistische Grundstimmung über der Darstellung.

Dr. Alma M o t z k o Neapolitanische Legende. Roman von Frank T h i e ß. Zsolnay-Verlag, Wien.

Mit der ihm eigenen klaren, einprägsamen Sprache schildert Frank Thieß in diesem Buch den Aufstieg Carusos, der sich aus Dürftigkeit und Armut, bitteren Enttäuschungen und zahllosen Hindernissen zum 'Trotz den Weg zu höchstem Künstlertum bahnt. Wenn seine Bemühungen völlig aussichtslos erscheinen, ergeben sich schicksalhaft immer wieder neue Umstände, die den jungen Sänger fördern und beflügeln, bis seine Stimm alle Welt bezaubert und wie eine Legende in strahlender Höhe und Reinheit aus den Wirrnissen des Alltags emporblüht. Dieses Wissen um seine Bestimmung, von dem sich Caruso mit traumwandlerischer Sicherheit führen läßt, erleben wir dank der hervorragenden Gestaltungskraft des Verfassers mit besonderer Eindringlichkeit. Dies verleiht auch der Erzählung ihren eigenartigen Reiz, der dem bunten Strauß wahrer Begebenheiten, die den Ablauf der Handlung vorzeichnen, den Glanz dichterischer Schöpfung schenkt.

Alfred von Buttlar-Moscon . Das müssen Sie lesen! Von Sigismund v. R a-d e c k i. Plaudereien über Lesen, Schreiben, Drucken und verwandte Dinge. W.-Frick-Verlag, Wien.

Der bescheidene Untertitel kennzeichnet die Art des Vortrags, aber dem Leser wird weit mehr zuteil als nur angenehme Unterhaltung. Der bekannte Polyhistor gibt uns manchen wertvollen Fingerzeig. Ja, selbst der Germanist und Philologe wird Neues erfahr;n, und auf welch unterhaltsame Weise!

Parnaß-Bücherei: Trost der Welt im Gedicht. Ausgewählt von A Haller; Briefe von L. van Beethoven; Über Anmut und Würde von Friedr. v. Schiller; Hermann und Dorothea von J. W. v. Goethe; Selbstbetrachtungen von Marc Aurel. Verlag Alfred Scherz, Bern.

In einer außerordentlich gefälligen Form gibt dieser Schweizer Verlag die Standardwerke der Weltliteratur nach Art der einstigen Inselbücherei, aber in viel gediegenerer Ausstattung heraus. Sie wären eine Zierde jeder Bücherei, wenn sie bei uns auch wirklich schon im Buchhandel leicht erhältlich wären.

Großstadtlegende. Von Alma H o 1 g e r s e n. Amandus-Edition, Wien. S 13.80, 248 Seiten.

Über den Unglauben. Von Gabne! Marcel. Sdiriftenreihe „Symposion“. Amandus-Edition, Wien 1947. 30 Seiten.

Vom Geiste. Von Fritz K 1 a 11. Schriftenreihe „Symposion“, Amandus-Verlag, Wien 1947. 36 Seiten.

Einfachheit und höhere Gesetze. Von H. D. T h o r e a u. Schriftenreihe „Symposion“. Amandus-Edition, Wien 1947. 40 Seiten.

Wege und methodische Hinweise zur bibeltheologischen Arbeit. Von Josef C a s p e r. Verlag Herder, Wien 1947. S 3.—, 48 Seiten.

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