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Höhen und Tiefen

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Gleichzeitig mit dem ausgezeichneten Vortrag des bedeutenden englischen Kunsthistorikers Prof. Nikolaus P e v s n e r über „M oderne englische Architektur“ wurde im Bauzentrum — Palais Liechtenstein eine mustergültige kleine Ausstellung eröffnet, die die englische Architektur zwischen 1956 und 1961 zeigt. Ihre meist hervorragenden Leistungen beweisen die fruchtbare Anwendung der bereits klassischen Prinzipien von Gropius, Mies van der Rohe und Corbusier in Verbindung mit einem eminenten Gefühl für die Landschaft und den Reiz einfachen Materials. Die Bauten strahlen bei größter Sauberkeit den poetischen Reiz der traditionellen englischen Architektur aus und wären wohl würdig, den heimischen Architekten und Bauherren als Anregung und Vorbilder zu dienen, da sie sich auch von der neuerdings in den USA und Südamerika aufkommenden Betonromantik fernhalten. Die Unterbringung der Ausstellung allerdings ist sehr unbefriedigend und geeignet, ihren großen Wert herabzusetzen.

In der „Galerie im Griechen-b e i s 1“ stellt Leopold Hauer Zeichnungen, Aquarelle und Ölskizzen aus mehr als dreißig Jahren aus. Seine Zeichnungen sind dort am schönsten, wo Architektur und Landschaft in ein sensibel ausgewogenes lineares Ornament umgesetzt werden, die Aquarelle in ihren frühesten Beispielen und die Ölskizzen — einige der besten fiegen in der Mappe! — dort, wo sich Einfachheit und Atmosphäre spontan vereinen.

Eine eindrucksvolle Demonstration ihrer Arbeit zeigen die Künstlerische Volkshochschule und die Wiener Kunstschule im Künstlerhaus. Der Wert ihrer erzieherischen und befreienden Tätigkeit tritt hier offen zutage und vermittelt besonders unter den älteren Semestern in der Malklasse, dem Kunsthandwerk und in der Plakatklasse die Bekanntschaft mit interessanten Begabungen.

Die Aquarelle von Egon H a u g, die in dem Ausstellungsraum der Ersten österreichischen Spar-Casse in der Neutorgasse zu sehen sind, haben ihre Wurzeln bei Emil Nolde, dessen Expressionismus hier an den Rand der Ungegenständlichkeit geführt wird. Farbig von großer Spannweite, bleiben sie formal in ihrer sich wiederholenden Gestik monoton, da der Kontakt mit der Natur und ihrem Formenreichtum durch die subjektive Empfindung ersetzt wird.

Die Plastiken von Fritz H a r 11 a u e r in der Galerie Tao im Palais Palffy sind trotz ihrer unleugbaren Dreidimensionalität weniger Plastiken als Aggregationen von ornamentalen Elementen. Ihre Hohlräume sind nicht gestaltet, die Addition ergibt keine Synthese. Am“ stärksten überzeugen die schon den Zerfall einbeziehenden Reliefs, deren Muster maurische, babylonische Ornamentik beschwören. Hartlauer ist eine sehr sensible kunstgewerbliche Begabung, der man die dekorative Gestaltung größerer Flächen übertragen müßte.

Im Amerika-Haus stellt Andrew M o 11 e s das aus, was von unseren Müttern und Tanten als Kleisterpapier für Buchumschläge im Schulunterricht hergestellt wurde. Heute gilt es in Öl gemalt als „Strukturen, Vibrationen, Schwingungen, Transparenzen, Räumlichkeiten, Erregungen oder Sänftigungen, Zerfallsprozesse oder solche des Entstehens“ — Kunst ist es deshalb trotzdem nicht.

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