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Der Beiz, Kunst zu schenken
Wer wird in Österreich einem Museum schon Kunstwerke schenken? Nicht einmal die Möglichkeit, solche Käufe von der Steuer abzusetzen, wird wohl bisher entsprechend ausgenützt: Das ist die landläufige Meinung. Daß kostbare Sammlungen den Museen vermacht werden, wie das in den USA, in England oder Frankreich üblich ist, oder daß Mäzene überhaupt ihre Su-persammlung dem Staat schenken, wie das Deutschlands Schokoladefabrikant Ludwig tat, oder daß sie ihre Schätze in eine private Stiftung umwandeln, wie der Pariser Kunsthändler Alime Maeght, kommt hier tatsächlich kaum vor.
Aber es hat sich doch immerhin herumgesprochen, daß man einer Sammlung wie der notleidenden des Museums des 20. Jahrhunderts oft auch mit kleinen Stiftungen und Minibeiträgen helfen kann. Es müssen nicht immer millionenschwere Kunstwerke sein. Die Ausstellung, die im Haus im Schweizergarten zur Zeit gezeigt wird, beweist das: der verdienstvolle Verein zur Erhaltung des Museums, Künstler, Wirtschaftstreibende, Politiker, Privatleute, sogar Botschaften schenkten dem „Zwanzgerhaus“ ein paar Dutzend Arbeiten lebender Künstler und eine Reihe abstrakter Werke jener unterschätzten Österreicher der Jahre 1900 bis 1930, die es eigentlich noch zu entdecken gilt.
Wie stets bei Schenkungen wird man bei manchen Arbeiten freilich den Eindruck nicht los, daß da herzlich Unbedeutendes dazukam, Spreu in den Weizen geraten ist. Wie ich bei einzelnen Objekten auch nicht nachprüfen möchte, aus welchen kunstkommerziellen Überlegungen ihre Stifter sie überreicht haben, um gerade diesen oder jenen Namen im Museum des 20. Jahrhunderts zu wissen.
Aber kommt es darauf letztlich an? Sicher nicht. Der Anreiz, daß Private für ein Bildungsinstitut in Österreich endlich wieder etwas tun, egal, ob sie aus der eigenen Sammlung ein Stück von der Wand nehmen oder für das Museum erwerben, was sich dieses wünscht, ist das Entscheidende. Das
Beispielgebende. Und das sollten möglichst viele nachahmen. Auch das gehört zu einem demokratisch initiativen Bürgertum.
Zur Ausstellung im Detail: Oswald Oberhuber, der Leiter der Galerie nächst Sankt Stephan, hat ein „Museum im Museum“ entworfen, einen Holzpavillon, in dem die frühen „Abstrakten“ Österreichs hängen. Skizzen und Studien von Lajos Kassak, Julius Zimpel, Carry Hauser, Anton Kolig, Carl Krenek, Gütersloh, Adolf Hoelzel, Josef Hoffmann, aus der Wiener Werkstätte, von Ferdinand Andri und Frederick Kiesler, Anonymes, Erika Gio-vanna Klien... Ornamentale Studien, Kinetisches und Kubistisches aus der zu Unrecht noch immer nicht in ihrer ganzen Bedeutung herausgestellten Wiener Franz-Cizek-Schule, Dada-An-klänge wie bei Kassak ... Einfc Menge zum Entdecken, zum „Einschauen“ in die Materie der Moderne. Eine verdienstvolle Sache. Und auch außerhalb des Pavillons gibt es ein paar attraktive „frühe“ Stücke: etwa einen expressionistischen gefleckten Akt von Georg Merkel (1920), Carry Hausers grünrot verschwimmendes Selbstbildnis (1918)...
Bunter ist die Gegenwart vertreten. Man hat da so ziemlich allles hingestellt, was dem Museum jemals geschenkt wurde, also kommen Marcel Jancos prächtiges Metallrelief oder der Photohinweis, daß Henry Moore seine „Parze“ oder Hans Arp sein „Idol“ schenkten, neben Arbeiten dritter Qualität zu hängen. Aber dafür gibt es als Ersatz auch ein paar kleine Werke von bemerkenswerter Qualität: Ober-hubers „Ende“ (1951), fast ein Schlüsselwerk des Wiener Informel, die „Stahlblume“ des Amerikaners Richard Hunt, Herbert Bayers farbanalytisches Bild „Haus des Geometers“ (1957) und manches andere.
Und wenn diese Schau nun auch noch den Anstoß gäbe, daß in Hinkunft zum Beispiel prominente Kunsthändler etwas fürs Museum des 20. Jahrhunderts tun, wäre schon mehr getan, als man im Moment erwarten kann.
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