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Schätze der Albertina

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Als zweite Ausstellung in einer über Jahre hinaus geplanten Reihe zeigt die Albertina über die Sommermonate hinweg bis zum 18. Oktober in der Serie „Kunst der Graphik” diesmal „Das Zeitalter Albrecht Dürers”. Sie umfaßt damit einen der großen Höhepunkte der graphischen Künste nördlich der Alpen, an dem sich alle bedeutenden und großen Maler — einzig mit der Ausnahme Grünewalds — auch diesen Darstellungsmitteln in besonderem Maße widmeten. In weiser Einsicht beschränkte man sich dabei darauf, aus der vorhandenen Fülle des Materials nur Deutschland und die Niederlande zu berücksichtigen, obwohl die Ausstrahlung Dürers bis nach Frankreich und Italien reichte, und Meisterwerke von höchster Druckqualität, Unikate sowie ganz seltene Holzschnitte und Kupferstiche zu zeigen. Dabei ergeben die Gegenüberstellungen von Vorzeichnungen Dürers für Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen mit den darnach gefertigten Graphiken einen besonderen Einblick in di Arbeitsweise dieses Künstlers, während die weltbekannten Werke, wie das „Selbstbildnis als Vierzehnjähriger”, der „Veilchenstrauß”, die „Venezianerin”, „Innsbruck”, das „Große Rasenstück”, „Maximilian L”, und andere Zeichnungen und Studien die ganze Spannweite seiner Kunst ermessen lassen. Besonders beeindruckt dabei die selten gesehene „Gewandstudie” auf grauviolett grundiertem Papier mit Weißhöhung.

Die fast unübersehbare Fülle der Ausstellung, die nicht allein zum langen Verweilen, sondern zu erneuten Besuchen zwingt, vermittelt über die Zentralgestalt Albrecht Dürers hinaus die Begegnung mit so eindrucksvollen Meisterwerken, Bekanntem und Unbekanntem, daß aus der Vielfalt nur einiges herausgegriffen werden kann. So etwa die „Bacchantin” von Hans Springinklee, die äußerst interessante „Anna Selbdritt” von Ludwig Krug, die ..Vom Tod überraschten Liebenden” von Hans Burgkmair, die „Mutter der Schmerzen” vom Petrarcameister und das ganze ausgestellte Oeuvre Altdorfers. Dazu kommen die acht Bilder zum Vaterunser und die Probedrucke aus den „Bildern des Todes” von Hans Holbein dem Jüngeren, die fast unglaubliche Folge von Arbeiten von Hans Baidung Grien, unter denen „Adam und Eva” durch die Intensität des Ausdrucks besonders bewegen, die Entdeckung von Hans Wechtlin und das Werk Lucas van Leydens, in dem sich schärfste phy- siognomische und psychologische Beobachtung mit Realismus paart. Lucas Cranach der Ältere ist mit äußerst expressiven Holzschnitten und dem bekannten Kupferstich Luthers als Augustinermönch vertreten. Der in dieser Ausstellung ausgebreitete Reichtum ist fast unschätzbar, noch unschätzbarer aber ist der Einblick in eine Zeit, den er gewährt, in eine Zeit, in der die Menschen die Welt in ihrer ganzen Vielfalt und schließlich sich selbst zu entdecken unternahmen und damit einen Aufbruch energisch weiterführten, der im 14. Jahrhundert begonnen hatte und dessen Erschütterungen bis in unsere Tage das Gesicht der Menschheit bestimmen.

Wie alljährlich, so veranstaltete auch diesmal die Hochschule für angewandte Kunst am Stubenring eine Ausstellung von Abschlußarbeiten, die ein erfreuliches Bild vom erreichten Niveau dieser Lehranstalt geben. Unter ihnen fallen als Gesamtleistung besonders die Arbeiten aus der Modeklasse von Frau Professor Höchsmann, die Arbeiten von Grießl aus der Klasse Prof. Unger und die schönen Stoffe von Christa Buresch aus der Klasse für Gobelin- und Textilweberei (Assistent Josef Schulz) auf.

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