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Mexikanische Kunst

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Zu der derzeit großen Zahl vor äußerst sehenswerten und wichtiger Ausstellungen, die Wien beinahe weltstädtisches Gepräge geben, gehört unbedingt jene, die derzeit irr Museum für Völkerkunde unter den- Titel „Das Porträt Mexikos“ zu sehen ist. Repräsentativ und gut aufgestellt, gibt sie mit ihren Modellen Bildwerken, Ritualgegenständen Hausgerät, dem Spielzeug und der Malereien einen Querschnitt durch die mexikanischen Kulturen vor ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart und verbindet sich organisch mit- unserer bedeutenden Sammlung im’ Äal&töck, in der'hüch das große Modell des grandiös I),r?eMmanial- zentrums von Tenochtitlan, der Hauptstadt der Azteken — heute die Stadt Mexiko — untergebracht wurde. Diese ungeheure sakrale Anlage mit ihrer durchdachten, fast symmetrischen Strenge, den Stufenpyramiden der Tempel, dem Priesterhaus, der Schädelstätte, dem Ballspielplatz und der Heiligen Quelle, kontrastiert auf das eigenartigste mit den Modellen moderner mexikanischer Baukunst, darunter der Universitätsstadt, die ebenfalls, ergänzt durch große Photographien, in der Ausstellung zu sehen sind.

Eingeleitet wird sie durch Terrakottafiguren der vorklassischen Kulturen aus der Zeit von 1600 bis 100 vor Christus, weibliche und männliche Gestalten — zum Teil mit den asiatischen Zügen der Olmek- Kultur — und zoomorphe Vasen, die stilisierte Tiergestalten darstellen. Schon hier und in den pazifischen Küstenkulturen wird eine plastische Eindringlichkeit der Gestaltung sichtbar, die die Kultur Mexikos immer auszeichnete, bei den Mayas zwar eine spezifische Verfeinerung erfuhr, aber stets Bildwerke von großer und größter Qualität hervorbrachte. Von oft bestürzender Ausdruckskraft fußen sie bald auf einem allumfassenden religiösen Weltbild, das auf erstaunlichen astronomischen Kenntnissen basierte und eine Dramatisierung des Kampfes der kosmischen Kräfte darstellte, den zyklischen Rhythmen zwischen Tod und Erneuerung, wobei das Opfer, vor allem das Menschenopfer, in magischen Analogien eine entscheidende Rolle spielte. So gruppierte sich auch die sogenannte klassische Periode um vier große Religionszentren, um Teotihuacan, um El Tajin, um Monte Alban, um die Mayastädte, wobei das erste jene komplizierte Theologie entwickelte, die auf dem Regengott Tlaloc und der Federnschlange „Quetzalcoatl"basierte und zur Grundlage für spätere Kulte wurde. Auch das Zeremonialzentrum von Tajin ist als Modell in der Ausstellung zu sehen und gibt mit den eigenartig lachenden und lächelnden, chinesisch anmutenden Figuren ein eindrucksvolles Bild dieser faszinierenden Kultur. Die Maya-Kultur ist vorwiegend von Kleinplastiken vertreten, während die abschließende Kulturepoche der Azteken auch durch Großplastiken, teils Kopien, gezeigt wird.

Zwei Steinskulpturen repräsentieren den Kolonialstil des 17. unc 18. Jahrhunderts und leiten über zui Kunst der Gegenwart unter dei natürlich Diego Rivera und Davit Siqueiros,aber auch andere zeitgenössische Maler und die Bildhauei Carlos Bracho und Francisco Zuniga vertreten sind. Stärker und überzeugender als die moderne Kunst Mexikos wirkt aber die Volkskunst, die mit bezaubernden Keramiken, Lebensbäumen, Kerzenständern, blütenumwucherten Totenköpfen und sehr beachtlichen Glaswaren repräsentiert ist. Eine unbedingt sehenswerte und belegende Al 'teUupg,. ti asb

In der Galerie der Secession sind Radierungen und Lithographien des im vorigen Jahr im Alter von 77 Jahren verstorbenen, aus Smolensk gebürtigen französischen Bildhauers Ossip Zadkine ausgestellt, die vor allem die Zyklen „La Forėt Humaine“, Euripides — „Die Arbeiten Herakles’“ und „Sept Calligram- mes d’Appolinaire“ zeigen. Zadkine, einer der wichtigsten Bildhauer seiner Generation, hat vor allem die Ideen des Kubismus ins Plastische übersetzt, und seine Graphiken zeigen, bei aller formalen Großzügigkeit und Freiheit, die mehr oder weniger deutlichen Spuren seiner Auseinandersetzung mit dem Oeuvre Picassos und vielmehr vielleicht noch dem von Georges Braques und Henri Laurens.

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