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Meisterstücke

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Im Vorgriff auf den sich 1971 zum fünfhundertstenmal jährenden Geburtstag Albrecht Dürers veranstaltet das österreichische Museum für angewandte Kunst im Ausstellungsraum seiner Bibliothek die dritte Ausstellung der Kunstblätter- saimmllung unter dem Titel „Albrecht Dürer und die Druckgraphik der Reformationszeit“. Eingerichtet und in dem umfangreichen und ausgiebig bebilderten Katalog ausgezeichnet bearbeitet von Frau Doktor Hanna Domik-Eger, zeigt sie vor allem den Unterschied zwischen der aus einem reformatorischen Geist erwachsenden Graphik Dürers und der sich in den propagandistischen Dienst der neuen Lehre stellenden Graphik Cranachs des Älteren auf.

Dürers Blätter und Holzschnittfolgen, von denen „Die große Passion“ und „Das Marienleben" zu sehen sind, verwirklichten bereits zwanzig Jahre vor der Fassung im Wort der Reformation eine neue Vorstellung der Erscheinung Christi und der Gattesmutterschaft Mariens die sich von dem zum Mitledden anrufenden Bild der Spätgotik und der Mystik entfernt. Inwieweit sie allerdings eher einerseits dem aus Italien bezogenen Christusbild, andererseits einer neuen bürgerlichen „Innerlichkeit“ entsprach als einem reformatorisch theologischen Verlangen, ist diskutabel. Auch ob in der Handzeichnung aus Rennes, der in die offene Schrifttafel eingefügte Satz „Do schreibt hrein was Ir wollt“ nicht vielleicht eher darauf hin- dieutet, daß man es mit dem Entwurf für den Titel einer Flugschrift zu tun hat als mit dem „Aufruf“ an den ein zelnen, in sich zu gehen, und die „Knoten“ nicht mehr sind als graphische Füllsel und Spielereien, denn „Symbole der Lösung der Probleme“ ist fragwürdig, die Gefahr der „Uberinterpretation" liegt hier nahe.

Eine ungewöhnlich schöne und interessante Ausstellung ist derzeit im „Kunstkabinett" in der Riemergasse zu sehen, das Arbeiten des Keramikers Arno Lehmann zeigt. Lehmann, der, 1905 in Berlin geboren, nach dem Krieg in Salzburg ansässig wurde, hat seit geraumer Zeit nichts von seinen Arbeiten in Österreich gezeigt. Seine Keramiken und Plastiken zeigen das Wirken eines Könners, eines subtilen und spekulativen Geistes. Stehen seine figürlichen Menschendarstellungen vielleicht unter dem Einfluß Lehmbrucks, so findet man in seinen Tierfiguren Anklänge an China und Chaldäa, aber verarbeitet mit einer fast be- stürzenden Feinheit und höchstem ästhetischem Raffinement. Blumenschalen und andere Objekte demonstrieren neben einem aufs höchste entwickelten handwerklichen Können, das mit herrlichen Glasuren, formalen Reizen und Gegensätzen überlegen spielt, eine antiklassische Vorstellung der Form, die aus dem Vegetativen, dem Kreislauf der Natur einerseits kommt, anderseits auf kosmische Gegensätzlichkeiten Bezug nimmt.

Sehr amüsante Bilder von Josef Pachta sind in der Galerie „Autodidakt" ausgestellt, echt naiv gemalte humoristisch gesehene Szenen aus dem Leben, denen es nicht an Schärfe der Charakteristik fehlt.

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