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Wettbewerbsausstellung österreichischer Graphik

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Innsbruck, das so manche Gelegenheit, künstlerisch hervorzutreten, versäumte — wir erinnern nur an die Festspiele, die Salzburg und Bregenz aufgegriffen haben —, sieht nun wenigstens durch die gute Idee des Graphikers Paul Flora zum zweiten Male den österreichischen Graphikerwettbewerb in seinen Mauern. Daß diese Veranstaltung bereits Form und Bedeutung bekommen hat, zeigt die größere Beteiligung gegenüber dem Vorjahr und die Vermehrung der Preise auf acht, wozu nun noch nach dem Vorschlag von Landesrat Professor Dr. Gamper ein neunter Publikumspreis auf Grund einer Abstimmung kommen soll.

Die Jury hat schwierige und gute Arbeit geleistet. Sie war heuer nur aus Künstlern zusammengesetzt und ist in ihrer scharfen Auslese — von 615 eingesandten Arbeiten sind 54 Blätter ausgestellt — eigentlich zu sehr ähnlichen Ergebnissen gelangt, wie die Jury der Kunsthistoriker im Vorjahr, da für die Wahl keine „Richtung“, sondern nur künstlerische Qualität maßgebend war. Es ist interessant festzustellen, daß das Gesamtbild der Ausstellung eher konservativ-naturverhaftet und darin echt österreichisch ist, da die abstrakte, in den großen Kunstzentren oft überwiegende und sehr stürmisch brandende Welle bei uns ins Maßvollere gedämpft erscheint. So sind von den zur Schau gestellten Arbeiten nur fünf völlig dem Gegenständlichen abgewandt, andere sind, was sehr bezeichnend ist, einem pflanzlichen oder tierischen Mikrokosmos verhaftet. Man ist eben vielfach der großen Gebärden von einst nach zwei Weltkriegen müde geworden, man will wieder ehrlich ganz von unten anfangen, man spielt mit „Urformen“, und so ist die Hoffnung, daß daraus auch wieder allmählich große Inhalte — religiöse Themen z. B. sind auf der Ausstellung überhaupt nicht vertreten

— erwachsen werden, nicht unberechtigt. Die Kunstgeschichte kennt dieses Auf und Ab der Entwicklung zu allen Zeiten, dieses Schwanken zwischen Naturnähe und Naturferne, wo immer ein Wert geopfert 'wird, um einen anderen dafür zu gewinnen. Die „klassischen“ Höhepunkte, wo die Zeit in gleichen Schalen stille ruht, sind äußerst selten und von kurzer Dauer.

Der Begriff Graphik ist auf unserer Ausstellung ziemlich weit gefaßt. Es ist nicht nur die Druckgraphik und Handzeichnung vertreten, sondern auch andere farbige Techniken, wie Aquarell und Tempera, wenn sich die Blätter -in Format und Charakter in den Rahmen der Ausstellung einfügen. Die Hauptmasse der Einsendungen bestand in Mono-typien, einer immer beliebter werdenden Technik, die den Künstler nicht mit teuren Druckplatten belastet, einmalige Abdrucke liefert und doch von vorneherein einen gewissen graphischen Charakter ergibt. Dies kommt manchen Künstlern sehr zustatten. Wird jedoch in die Monotypie nachträglich mit Aquarell, Tempera oder Pastell hineingemalt, so ist die Wirkung nicht erfreulich, und wir würden eine klare und einfache Technik durchaus vorziehen.

Was die Beteiligung der Bundesländer an der Ausstellung anbelangt, so steht Wien an der Spitze (3 Preisträger), dann folgt Tirol (3 Preisträger), dann die übrigen Bundesländer (mit Ausnahme des Burgenlandes), von denen je ein Künstler aus Salzburg und Kärnten ebenfalls Preise gewannen. Die Wiener Preisträger sind Kurt Moldovan, Otto Beckmann und Gerhard Swoboda, die Tiroler: Gerhild Diesner, Walter Honeder und Wilfried Kirschl, der Kärntner: Werner Berg, der Salzburger: Herbert Breiter.

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