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Italienische Druckgraphik

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Die große, fast 250 Arbeiten umfassende Ausstellung italienischer Druckgraphik in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz läßt sich in zwei verschiedene Gruppen gliedern. Die eine umfaßt Werke aus dem Bestand der einzigartigen Calcographia Nationale, die andere Arbeiten der in der Associazione Incisori Veneti vereinigten Künstler, die sich die Neubelebung der Techniken der Druckgraphiken in Italien zum Ziel gesetzt hat. Die Calcographia Nationale verdankt ihre Existenz dem Umstand, daß Papst Clemens XII. 1738 die reiche und zum Teil mehr als hundert Jahre alte Sammlung an Druckplatten der Druckerei de Rossi erwarb. Vandalismus und Prüderie verringerten wiederholt den Bestand; Neuankäufe versuchten ihn wieder so weit aufzufüllen und zu ergänzen, daß sich heute mehr als 20.000 Platten in dieser einmaligen Sammlung befinden. Die ausgestellten Werke umfassen nun Arbeiten vom 16. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und geben ein aufschlußreiches Bild der sich früh entwickelnden italienischen Stecherkunst, die in Reproduktionsgraphik, Veduten und Originalgraphik exzellierte. Der berühmte Marcantonio Raimondi ist mit Nachstichen nach Raffael und — besonders aufschlußreich als Übersetzung deutscher Herbheit in italienische Weichheit — nach zwei Blättern aus Dürers Holzschnitten aus dem Marienleben vertreten, Federico Barocci mit einer schönen „Verkündigung“, Callot mit höfischen Turnieren, Guido Reni mit Stichen nach Parmigianino und einer Originalradierung, Piranesi mit

Arbeiten, die die ganze Spannweite dieses eigenartigen Talentes umfassen und von römischen Veduten bis zu den düsteren Phantasien der „Carceri" reichen. Daneben findet man so bekannte Namen wie die Carracci, Paulus Brill, Giuseppe Ribera, Salvator Rosa, Cornelis Blomaert, Pietro Fontana und Ingres, von dem das subtile Porträt eines Monsignore stammt Stehen bei den alten Meistem die „Valori pla- stici" im Vordergrund der Gestaltung, so treten sie bei den Zeitgenossen mehr und mehr zugunsten des Effektes in den Hintergrund, ohne jedoch — eine italienische Tugend — ganz vernachlässigt oder aufgegeben zu werden. Bei ihnen fällt die mehr oder weniger raffinierte Technik auf und eine deutliche Wendung zum Stimmungshaften und Expressiven. Der sensible Mario Abis ist hier zu nennen, der nuancierte Mario Calandri, der an Villon erinnernde Girolamo Caramori, Arnoldo Ciarrocchi, Giorgio di Venere, Francecso Franco, Federica Galli, Mario Guadagnino, Nunzio Gulino, Tranquillo Marangoni, Antonio Pettinicchi, Neri Pozza, Attilio Steffanoni, Tono Zanganaro und Carla Žilio. Eine interessante und sehenswerte Ausstellung.

Das kann man von dem Mixtum compositum der „Ausstellung der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs“ in der Staatsdruckerei leider nicht sagen. Hier entsprechen nur die Arbeiten von Hanns Erlacher, die Zeichnungen von G. Obsieger, die Medaille von Professor Rudolf Schmidt, der hübsche Schmuck von Walter Frisch, die dekorative Begabung Editha Perut-Strobls, Anni Perner- Sturmayers und Anny Mäntler-Reifs den Anforderungen des Materials und einer Ausstellung, die auf Können zumindest Anspruch erheben sollte. Die solidesten, wenn auch akademischen Leistungen stammen von Karl Endtresser.

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