Nackter Krieger - Mithilfe der 1526 von dem Nürnberger Bildhauer Stefan Godl gegossenen und von seinem Mitarbeiter Leonhard Magt modellierten Figur konnte Erzherzog Ferdinand einen Wettstreit mit den Augsburger Bürgern gewinnen. - © Foto: Universalmuseum Joanneum GmbH / Joanneum, Alte Galerie, Graz

Abgesang der Gotik: "Dürerzeit – Österreich am Tor zur Renaissance"

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In der Ausstellung „Dürerzeit“ im Belvedere geht es weniger um den berühmten Albrecht, als vielmehr um die Veränderungen in der heimischen Kunstwelt um das Jahr 1500, die auch durch das Wirken Dürers angestoßen wurden.

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In der Ausstellung „Dürerzeit“ im Belvedere geht es weniger um den berühmten Albrecht, als vielmehr um die Veränderungen in der heimischen Kunstwelt um das Jahr 1500, die auch durch das Wirken Dürers angestoßen wurden.

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Die Faust in die Hüfte gestemmt, mit wachem Blick den Betrachter fixierend, fesch gekleidet und in durch und durch souveräner Pose: So zeigte sich der Tiroler Maler Paul Dax in einem Selbstporträt aus dem Jahr 1530.

Und steht damit stellvertretend für eine Künstlergeneration, die an der Schwelle von der Spätgotik zur Renaissance ein neues Kunst- und Selbstverständnis kreierte. Nicht nur, dass in ihrem Schaffen nicht länger im Vordergrund stand, die Betrachter der Werke zu belehren, ihnen die Möglichkeit des Andenkens oder der Andacht zu geben, sondern es vielmehr darum ging, künstlerische Meisterschaft vor Augen zu führen.

Darüber hinaus signierten die Künstler auch mit Stolz ihre Werke und traten bewusst als Schöpfer derselben auf. Für diese Entwicklungen war Albrecht Dürer bedeutsam, weshalb man die Ausstellung im Belvedere mit dem zugkräftigen Titel „Dürerzeit“ versehen hat, obwohl sich in dieser nicht mehr als zwei Arbeiten des deutschen Künstlers finden – und die vor Kurzem im Stephansdom freigelegten Wandmalereien aus dem Dürer-Umkreis durch Projektion jenem Epitaph digital hinzugefügt wurden, zu dem sie einst gehörten.

Der berühmte Schöpfer des Hasen war aber auch Impulsgeber und Vorbild für eine ganze Generation von Kollegen, als rund um 1500 die Renaissance immer mehr die Spätgotik überlagerte.

Originelle Mischkulanz

Vielmehr als um Dürer selbst, von dessen Durchreise durch Tirol ein Bildnis Innsbrucks und eines der Brennerstraßen-Landschaft zeugen, geht es also in der umfangreichen Belvedere-Ausstellung darum, aufzuzeigen, wie sich zu jener Zeit ein neuer Stil entwickelte. Einer, der noch in der mittelalterlichen Ikonografie fußte, aber auf antikisierende Motive zurückgriff und somit eine originelle Mischkulanz entstehen ließ.

Nach wie vor wurden nun gotische Formen und christliche Sujets verwendet, die Errungenschaften der Renaissance hielten aber Einzug. Eben derart, wie in Urban Görtschachers „Susannenlegende“ mit der zu jener Zeit aufkommenden Zentralperspektive gespielt wird, aber, wie im Mittelalter üblich, mehrere Szenen der Geschichte nebeneinander gezeigt werden. Dass sich die Kunst „auch in Österreich mehr und mehr von den Funktionen zu befreien begann, die ihr im Mittelalter zugedacht waren“, wie Kurator Björn Blauensteiner sagt, sieht man auch daran, „dass viele Werke eine besondere Expressivität haben – vom betonten Mienenspiel der Figuren bis hin zur bewegten Farbführung und einem Bemühen um eine besondere psychologische Darstellung.“

Einerseits kam es immer mehr auf, dass auch Bürger, Handelsleute und deren Familien Porträts in Auftrag gaben – und diese wollten keine verklärten Abbilder ihrer selbst, sondern wirklichkeitsgetreue Wiedergaben. Andererseits rückten generell die Gefühle der Abgebildeten immer mehr in den Vordergrund, eine psychologische Darstellung wurde angestrebt.

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