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Herbert Boeckl

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Eine hervorragende und überragende Ausstellung ist derzeit in der Galerie Würthle zu sehen, die im Zusammenhang mit der noch zu erwartenden großen Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts steht und Aquarelle und Zeichnungen des seit heuer 70jährigen und seit einigen Wochen schwer erkrankten großen österreichischen Malers Herbert Boeckl zeigt. Der Bogen, den diese Arbeiten repräsentieren, umfaßt und umspannt das ganze Lebenswerk in einleuchtender Klarheit und Eindringlichkeit. Die Frühzeit wird durch so revolutionäre Werke wie die frühen Akte, Landschaftszeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 1919 bis 1922 repräsentiert, die, manchmal an die Grenze des Gegenständlichen gehend, unwillkürlich den Namen Kandinskij beschwören, obwohl die leidenschaftliche Lyrik dieser freien Umsetzungen stärker ist als die des achtundzwanzig Jahre älteren Russen. An diese frühe den lokalen Rahmen bereits sprengende Phase schließen sich die expressiven Arbeiten der Berliner und Kärntner Zeit, denen dann die machtvolle Beruhigung und Besinnung auf das klassische Erbe folgt, die durch das herrliche Stilleben aus Sizilien repräsentiert wird. Der intensiveren Befassung mit der Form entstammen dann das „Selbstbildnis” und die schönen Aktzeichnungen um die Wende von den zwanziger und dreißiger Jahren, unter denen das großartige Blatt mit dem „Ausblick aus dem Atelier” in unheimlicher Eindringlichkeit steht. Auch die Jahre bis zum Krieg sind ausgezeichnet vertreten, während aus der Nachkriegszeit einige wirklich seltene und kostbare Stücke zu sehen sind. Diese Ausstellung beweist, daß das graphische Oeuvre Boeckls sei nem malerischen nicht nur an die Seite zu steilen ist, wie könnte es bei einem so großen und bedeutenden Künstler auch anders sein, sondern, daß es — in sich geschlossen — schon seine künstlerische Persönlichkeit machtvoll repräsentiert. In den Zeichnungen und Aquarellen spricht sich jederzeit sowohl seine formschöpferische Kraft wie sein eingeborener Lyrismus aus, die sanfte, einer höheren Wahrheit hingegebene Gewalt, die ihn zu einer so einmaligen Erscheinung macht. Was aber an ihnen als das Wichtigste erscheint, ist ein ihnen eingegebenes Maß, das sie zu klassischen Werken der Zeichenkunst und des Aquarells überhaupt stempelt. Claus Pack

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