6755183-1967_43_15.jpg
Digital In Arbeit

Große und kleine Welt

Werbung
Werbung
Werbung

Anläßlich des Erscheinens einer Monographie von Robert Waissen-berger über den Maler Arnulf Neuwerth stellt der Künstler in der Galerie Nebehay sowohl die im Buch reproduzierten Bilder als auch Aquarelle und Collagen neueren Datums aus. Vor allem die Ausstellung im oberen Stock der Galerie gibt einen fast lückenlosen Überblick über das Werk dieses liebenswürdigen Künstlers, in dessen Oeuvre sich auf reizvolle Weise ein bewegtes Leben, der Atem der großen und die Idylle der

kleinen Welt widerspiegeln. Sem Weg, vom magischen Realismus über die ungegenständliche Malerei in den Flugbildern, findet einen vorläufigen krönenden Abschluß in den immer bukolischer werdenden Landschaftsaquarellen und Collagen aus dem Waldviertel, die „naive“ Malerei mit Raffinesse verbinden. Sehr hübsch und hervorzuheben die in Photos gezeigten „Fahnen“ für den österreichischen Pavillon in Montreal.

Die Arbeiten von Lucia Kellner in der Galerie auf der Stubenbastei erinnern in ihrem Formenduktus vielfach an die Frühzeit der ungegenständlichen Malerei dieses Jahrhunderts, an Klee und Kandinsky. Farbig und technisch geschmackvoll, fehlt ihnen meist jene größere Ordnung, die Haupt- und Nebenformen trennt, gliedert und unterscheidet. Dadurch auch gehen. die oft sehr reizvollen Details unter und verloren, tragen nicht zu einer sinnvollen Steigerung bei.

Gekonnt wirken die Bilder von Gerlinde Wurth in der Galerie Autodidakt, die zwar in ihren ungegenständlichen vegetativen Formen nicht eigenständig sprechen, von ihrer Mache her aber viel Geschick beweisen. Sie zeigen, daß bei einer Malerei, die sich auf die Feststellung von strukturellen Reizen beschränkt, auch die Laienmaler zu überzeugenden Formulierungen kommen.

In der Galerie des Kabaretts „Der Würfel“ legt der junge Graphiker Herwig Zens mit seinen Federzeichnungen, die makaber, skurril und phantastisch anmuten und in denen Anklänge an Goya, Kubin, Herz-manovsky und Absolon zu spüren sind, eine sehr beachtliche Talentprobe ab.

In der Galerie der Zentralbuchhandlung dokumentiert eine kleine Ausstellung die Entwicklung, die das Verlagswesen in der Sowjetunion auf dem Gebiet des Kunstbuches genommen hat, wobei nun langsam in den letzten Jahren eine auch an westliche Maßstäbe heranreichende Qualität in der Ausstattung und der Güte der Reproduktionen angestrebt, aber nur selten erreicht wird. Wer allerdings glaubt, daß auch nur ein Teil der ausgestellten Werke selbst in den größten Buchhandlungen Moskaus oder Leningrads greifbar ist, irrt, da die Auflagen anspruchsvoller oder wertvoller Bücher binnen kurzer Zeit meist vergriffen sind. Das der Ausstellung beigegebene Kunstgewerbe, das sich zu Unrecht noch Volkskunst nennt, ist von sehr unterschiedlicher Qualität.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung