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Neodada, Realismus, Ecole de Paris

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Die „Galerie Schottenring“ der Ersten österreichischen Spar-Casse zeigt bis .11. Mai die in der Edition Bucher (Luzarn und Frankfurt) er- schienen Farbradierungen des tschechischen Malers und Graphikers Pravoslav Soväk, der seit 1969 in der Schweiz lebt. Soväk wurde an der Prager Kunstgewerbeschule ausgebildet und im Westen durch seine Illustrationen zu Pavel Kohouts „Tagebuch eines Konterrevolutionärs“ bekannt. In den meisten seiner ausgestellten Blätter, darunter solchen aus den Mappenwerken „Graphisches Tagebuch“, „Mikrokosmen“, „Indirect Messages“, bedient er sich verschiedener Methoden des Dada, des klassischen Surrealismus und der Pop-Art, wenn er etwa seine Graphiken wie Collagen mit kontrastierenden Einsohüben und technischen Diagrammen aufbaut oder Photokli-sohees mit dem Stichel überarbeitet, sie manchmal nur teilweise oder in den Umrissen der Figuren wiedergibt. So komponiert er teils mit rein abstrakten Elementen oder mischt den mechanischen Abklatsch der Wirklichkeit geschmackvoll mit Abstraktion oder geometrisierenden Zeichen. In den „Romantischen Landschaften“ vermitteln in den Kleinformaten die hochgezogenen Horizonte, die ferne blauenden Hügelketten und die sich verengenden Parallelstrukturen der Ebenen ebenso Melancholie und Einsamkeit wie seine anderen oft mit starker politischer Bezugnahme entstandenen Blätter, die teilweise die Ereignisse des .Prager Frühlings“ zum Gegenstand haben. Sovaks Graphiken sind durchwegs technisch sorgfältig gearbeitet, geschmackvoll und mit einem sicheren Empfinden für strukturelle Reize und Kontraste. Sie versagen im Detail meist dort, wo die eigentliche schöpferische Arbeit — über daa Arrangement, den Abklatsch und die Kopie hinaus — beginnen sollte: nämlich im freien Zeichnerischen, das meist bei der Form ausläßt. Die Spannung und die Unruhe, die sie ausstrahlen, erscheinen echt, der Tiefsinn aber, den sie im Absurden vorgeben, wirkt aufgesetzt und unecht.

Neodada ist auch in der Wiener Secession zu sehen, wo in der Clubgalerie der 1948 in Klagenfurt geborene Pepo Pichler und in den oberen Räumen der 1951 in Seckau gebore-, ne Franz Schicho ausstellen. Pichler

ähnelt in seinen etwas dünnfolütigen Zeichnungen seinem Namensvetter Walter Pichler, seine absurden Ideen, Projekte und Phantasien besitzen jedoch weniger Aggressivität und Schärfe. Die von pubertären und religiösen Problemen geprägten Mischteohnikblätter Schichos wirken dagegen gespannter und echter. Ihr teilweise automatisches geordnetes Chaos erscheint dann am eindrucksvollsten und malerisch reich, wenn sich der Eckert-Schüler nicht im naiven Detail — das er nicht beherrscht — und im Spielerischen verliert, sondern seine Grundformen groß und überzeugend setzt und dann von Strukturen überwuchern läßt.

An Tendenzen eines neuen spanischen und deutschen Realismus schließt die Malerin Dora Dolz de Hermän (Spanien) an, von der im Internationalen Künstler Club des Palais Palffy einige zum Teil großformatige Acrylmailereien zu sehen sind. Es sind locker und flüssig gemalte Bilder, Stilleben, Blumen und Porträts, bei denen die Zurückhaltung in der Farbe und eine gewisse andeutende Leichtigkeit in der Zeichnung angenehm auffallen, während die Kompositionen durch das Anschneiden der Füße und Köpfe bei Ganzfiguren, die zu willkürliche Verteilung der Formen auf der Bildflläche — leider viele Wünsche offen lassen.

In den großen Saal der Wiener Secession dagegen ist wieder eine Rudolph-Richly-Ausstellung von Bildern aus den Jahren 1950 bis 1974 eingezogen, die diesen österreichischen Vertreter der Ecole de Paris der zwanziger Jahre wieder von seiner naiv-liebenswürdigen Seite zeigen. Am dichtesten wirken einige der frühesten Stilleben, aber auch die große Hügellandschaft von 1973, während das Figurale keineswegs seine Stärke darstellt. Eine heitere dekorative, unproblematische Malered, die sowohl bäuerlicher Kunst wie der Tradition der Fauvisten nahesteht.

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