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Die Donauwald-Gruppe

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Mit der Donauwald-Gruppe stellt sich nach geraumer Zeit in der Wiener Secession eine bayrisch-österreichische Künstlervereinigung vor, die ihre geistige Heimat im Land zwischen der Donau und dem Bayrischen Wald besitzt. Vor siebenundzwanzig Jahren als loser Bund entstanden, hat sie als Förderer namhafte Persönlichkeiten der Bundesrepublik und kann auf zahlreiche erfolgreiche Ausstellungen auch auf internationaler Ebene zurückblicken. Drei ihrer Gründer — Reinhold Koeppel, Wilhelm Niedermayer und Georg Philipp Wörlen (dessen beachtliches Werk vor einigen Jahren ebenfalls in der Secession zu sehen war) — sind schon verstorben, aber dennoch in dieser sympathischen und konzentrierten Ausstellung vertre-

ten. Von den Mitgliedern zeigt der in Krems lebende Franz Vinzenz Dressler seine von landschaftlichen Motiven angeregten expressiv-gegenstandslosen Kompositionen, Hermann Erbe-Vogel eindrucksvolle expressionistische Bildnisse und Holzschnitte, Wolf Hirtreiter klare und einfallsreiche flgunative Bronzen, die sich auf archaische Kunst beziehen, Oskar Matulla, der Ehrenpräsident der Wiener Secession, dunkle und kristallin gebaute Landschaften und schwebend zarte Aquarelle, Walter H. Mauder in der Farbe verhaltene, spannungsgeladene konstruktivistische Kompositionen, Josef Karl Nerud imaginativ und ornamental verformte Landschaftgraphiken aus dem Süden, Otto Sammer Bilder eines phantastischen und gegenstandslosen mythischen Surrealismus, Alwin Stützer farbig blühende Landschaftabstraktionen, die mit den Grandformen spielen und bauen, Heinz Theuerjahr lebensvoll und scharf gesehene Tierplastiken und schließlich Willi Ulflg die Resultate eines farbenfrohen ungegenständlichen Expressionismus, der Heiterkeit ausstrahlt. Durch das durchwegs beachtliche künstlerische Niveau wirkt die Gruppe selbst in ihrer extremen Verschiedenheit zusammengehörig und homogen. Eine interessante, informative und sehenswerte Ausstel-, lung.

Im oberen Stock des Wiener Künstlerhauses war kurz eine Ausstellung von Tapisserien internationaler Künstler zu sehen, die alle nach einem neuen, vor einigen Jahren in der CSSR entwickelten Verfahren arbeiten. Dabei wird die nicht gesponnene, eingefärbte Wolle, dünn oder in mehreren Schichten, vom Künstler selbst auf eine Filzunterlage aufgetragen. Karton und Vorlage werden damit überflüssig gemacht und die Formen und Farbnuancen in direkter Arbeit festgelegt und erzielt. Die Wolle wird dann mit groben Stichen festgehalten und das Ergebnis durch eine eigens dafür entwickelte Maschine geschickt, die das Material niedernäht und damit die Gobelinwirkung erreicht. Auch der in Paris lebende österreichische Maler Verkm-Verkauf, der in der Galerie Würthle seine Tapisserien zeigt, bedient sich dieses Ver-

fahrens. Seine Arbeiten, die die Formen seiner Bilder wiederholen, die einem abgestandenen Tachismus und ungegenständlichem Expressionismus verpflichtet sind, sind aber zumeist zu bengalisch bunt in den Farben und wirr in den Formen, um als geschmackvolle Dekorationen überzeu-

gen zu können. Die gleichzeitig in der Galerie gezeigten zurückhaltend noblen und schönen Keramiken von Kurt Ohnsorg beweisen dagegen, was für einen Verlust das österreichische Kunsthandwerk durch seinen tragischen Tod erlitten hat.

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