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Farben, Formen

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In der Galerie der Wiener Secession findet derzeit eine Gedächtnisausstellung für den Maler Georg Philipp Wörlen statt, der 1886 in Dillingen geboren, von 1920 bis zu seinem Tode im Jahre 1954 in Pas- sau lebte und Mitglied des Wiener Hagenbundes war. Sein in seiner geradlinigen Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit eindrucksvolles Werk — für das schon früh die Österreicher Franz Theodor und Arthur Rössler eintraten — steht in vielem stellvertretend für eine ganze Gruppe deutscher Maler, die aus dem Expressionismus kommend, auf der Suche nach gültigen Werten gleich anderen Künstlern in Italien und Frankreich (de Chirico, Carra, Derain) im Rückgriff auf die Tradition zum Teil vor die Renaissance, den Stil der „Neuen Sachlichkeit” begründeten, wie etwa Georg Schrimpf, Alexander Kanold und und Max Unold. Der Expressionismus berührte den schwer kriegs- beschädigten Wörlen in den langen Jahren seiner englischen Kriegsgefangenschaft, wahrscheinlich über den Umweg der dem Kubismus nahestehenden Gruppe der Engländer um Wyndham Lewis, der „Vor- ticisten”. Anfang der zwanziger Jahre entstehen schöne dichte Graphiken, Holzschnitte, Aquarelle und Lithographien, deren Dynamik vor allem in den Bildern zu immer größerer Beziehung zur Fläche, einfachem Aufbau, Tektonik und Streben nach Monumentalität übergeht. Ab 1925 etwa sucht seine starke Religiosität in einer Verbindung von Elementen, die sowohl im italienischen Trecento, wie in der strengen Gotik seines Landsmannes Friedrich Herlin (zirka 1440 bis 1499) und der Volkskunst wurzeln, einen schlichten Ausdruck für seine Gläubigkeit der ihm später die Feind schaft des Naziregimes einbrachte. Wörlen hat trotzdem unbeirrbar weitergearbeitet und seine Bildvorstellung bis zu seinem Tode weiter ausgebaut und abgeklärt. Als Zeugnis eines konsequenten Weges, der Suche nach Gültigem in einer schweren und heillosen Zeit, wird ein wesentlicher Teil seines Schaffens, vor allem in den Landschaften und Städtebildern und in der Graphik, bestehen bleiben.

Ebenfalls in der Secession, im Hauptraum, sind neue Ölbilder von Alfred Wickenburg zu sehen. Sie sind leider recht ungünstig präsentiert, da die Enge der aufgebauten Kojen der Entfaltung der starkfarbigen Kompositionen nicht zugute kommt, sie vielmehr hemmt, zu geringe Distanz erzwingt und Überstrahlungen bewirkt. Wickenburgs Bilder stammen vorwiegend aus den Jahren 1967 bis 1970, und es ist bewundernswert, wie bei dem 1885 Geborenen, der in der Acadėmie Julian in Paris und bei Adolf Hoelzel in Stuttgart studierte und den man in gewissem Sinne noch als einen der wenigen Vertreter der „Ecole de Paris” in Österreich bezeichnen könnte, die Kraft des Bildaufbaues, der kompositorische Einfallsreichtum lebendig geblieben sind. Die Farbigkeit seiner Stilleben und figuralen Kompositionen, die auch vom Expressionismus und von der Volkskunst bestimmt werden, hat sich sogar noch gesteigert.

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