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Ferdinand Hodler

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Wie kaum ein anderes Werk ist das Ferdinand H o d 1 e r s geeignet, uns angesichts des Verschleißes der „zeitgenössischen Kunst“ nachdenklich zu stimmen. Vierundvierzig Jahre nach seinem Tod tritt er, der einst als Wegbereiter galt und neben und gegen Cezanne gestellt wurde, uns so fremd gegenüber, daß selbst das Katalogvorwort von dem Mangel eines Verhältnisses unserer Zeit zu ihm sprechen muß. Was mögen die Gründe dafür sein? Die interessante Ausstellung in der Sezession liefert eine vorläufige Antwort. Von toniger, sich immer stärker aufhellender Freilichtmalerei, die französische Einflüsse, aber nicht die der Impressionisten, aufnahm, entwickelte Hodler einen „Stil*, der in der Dominanz des zeichnerisch-ornamentalen, einfach variierter Rhythmen und der Verwechslung des Vereinfachten mit dem Monumentalen bestand. Die Farbe wurde weder als seelische Ausdruckssteigerung noch als das Bild bauendes und ordnendes Element verwendet; sie blieb im Grunde bei aller koloristischer Freiheit im Endergebnis naturalistische Umsetzung, die der Verwandlung entbehrt. Daraus entsteht meist der Widerspruch illusionistischer Dreidimensionalität zur dekorativen Grundhaltung, die an die Japaner ebenso erinnert wie an Burne-Jones. Auch die Geheimnisloslgkeit der Bilder hat hier ihren Ursprung. Das Wesen und die geistige Dimension der plastischen Form ist Hodler ebenso verschlossen geblieben wie der Sinn des Bildes als Gleichnis der Welt. Das beweisen die literarisch-gedanklich inspirierten Kompositionen wie auch die späten Landschaften, deren ornamentale Anlage des Motivs zum Reiseplakat führt. Bedeutsam wird die Ausstellung für uns dann, wenn wir sie in Beziehung zu den späten — ungleich sensibleren — Landschaften Klimts setzen und zu der oft fast wörtlichen Inspiration Schieies durch Hodler. Sosehr es zu bedauern ist, daß es nicht möglich war, eine Ausstellung der Arbeiten Seurats nach Wien zu bringen — wobei es nicht sicher ist, ob seine große Leistung hier verstanden würde —, ist doch das Unternehmen des Kulturamtes der Stadt Wien zu bedanken, das es ermöglicht, die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst an ihren Wurzeln zu erfassen und in die nötige Distanz zu führen.

Lebendige, sensuelle Empfindung macht die Aquarelle von Kurt Moldovan in der Galerie Würthle besonders eindrucksvoll. Ihre Farbigkeit ist von äußerster Differenzierung und beruht in ihrem Gehorchen auf Farbskalen, auf der Offenheit des Künstlers für das subjektiv erlebte innere Wesen des Motivs. Formal stehen sie zwischen Turner und dem Expressionismus, dem eine ganz persönliche, fast möchte man sagen apokalyptischen Glanz spiegelnde Note abgewonnen wird. In den letzten Arbeiten ist immer stärkere Vereinfachung zu fühlen. Moldovans Aquarelle sind dort am schönsten, wo das Weiß des Papiers die Kontraste und die Transparenz betont und die Kontrolle der Form im Farbfleck deutlicher wird. „Dorf“, „Schrebergärten“, „Im Waldviertel“ sind Höhepunkte einer Ausstellung, die große sinnliche Sensibilität, Erregung und vor allem Leben ausstrahlt. Das sind Qualitäten, die die Arbeiten Moldovans auf eine besondere Stufe heben.

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