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Nordmänner und Frauen

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Der „Norwegischen Malerei der Gegenwart“ ist eine Ausstellung gewidmet, die im oberen Stock des Wiener Künstlerhauses neue markante Maler vorstellt, die sich in zwei Altersgruppen teilen lassen. Die eine Gruppe ist um oder knapp nach der Jahrhundertwende geboren und hat ihre künstlerische Formation im wesentlichen nach dem Ersten Weltkrieg erhalten und hat sich nicht nur in der Heimat, sondern auch im Ausland gebildet. Die zweite, wesentlich jünger, hat ihre entscheidenden künstlerischen Impulse erst nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Heimat erhalten. Der älteste der ersten Gruppe, der 1899 geborene Erling Enger, steht mit seinen Bildern durchaus noch im Umkreis der Wiener Secession der zwanziger oder dreißiger Jahre, während der 1933 geborene Adolph Denis Horn in seinen phantastischen Kompositionen mit pseudokosmologischen Inhalten an den Österreicher De Es Schwert-berger erinnert. Hervorgehoben seien besonders Alexander Schultz, mit seinen großflächigen Abstraktionen, Ragnar Kraugerud mit seinem locker formierten Expressionismus in erdigen Farben, der an die Grenzen der Gegenständlichkeit geht, und Arne Ekeland, dessen symbolistische große Kompositionen in der Behandlung der — oft etwas kleinlichen — Form an Leger erinnern. Von den Jungen beeindrucken die formal noch nicht ganz ausgereifte Solveig Lohne durch ihre delikate Farbigkeit und Peter Esdaille durch eine sehr persönliche Kombination von surrealen, symbolischen und expressiven Elementen. Eine nicht nur informative, sondern auch interessante Ausstellung.

Interessant und abwechslungsreich, wenn auch in der Qualität sehr ungleich ist auch eine Ausstellung im Palais Palffy, die das dort heimische Österreichische Kulturzentrum gemeinsam mit dem Amerika-Haus und dem Italienischen Kulturinstitut veranstaltet hat. Sie nennt sich sprachlich wie gedanklich ebenso falsch „Der Mythos der Frau“ und man wird hoffentlich nicht des männlichen Chauvinismus verdächtigt, wenn man feststellt, daß die besten und wesentlichsten Arbeiten in ihr von Männern stammen.

Dazu gehören die Figuren von Joannis Avramidis, obwohl sie weder Merkmale der Männlichkeit noch der Weiblichkeit an sich tragen, die raum-zeitlichen Bewegungsphasen-Bilder weiblicher Körper von Jörg Hartig und die mit picassesken Stilelementen dämonisierten Frauen von Jürgen Messensee. Emilio Gre-cos Graphiken sind virtuos, aber etwas modisch und glatt, dagegen wirken Ärmando Busos arbeitende

Frauen voll Aussage und Realität. Ennio Calabria hat Pathos und Barock seines Lehrers Guttuso noch nicht abgestreift, ist aber ausgereifter als Andreina Berteiii und viele andere.

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