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Nett in der Albertina

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Das Überangebot, ja die Inflation an Druckgraphik in der heutigen Zeit, macht es einer öffentlichen Sammlung vor allem bei beschränkten Mitteln schwer, die Bestände auf Vollständigkeit hin zu erweitern. Die zweite Ausstellung von Neuerwerbungen in der Albertina, die eine Auswahl aus der Druckgraphik der Moderne außerhalb Frankreichs und Österreichs zeigt, gibt einen eindringlichen Überblick, der die Schwierigkeiten nur unterstreicht. Vorerst die wichtigsten Aquisitionen: Hans Arp ist mit seinen Holzschnitten „Dreams and Projects“, den Lithos und Farbradierungen hervorragend vertreten, Willi Baumeister mit seinen Lithos, Beckmann mit seinem Dostojewskij-Porträt (weniger mit der schwachen Serie von „Day and Dream“ aus seiner letzten Zeit). Henry Moores Lithographien begeistern nicht sehr, ebensowenig die von Max Ernst. Die Blätter von Schlemmer und Hofer wirken sehr dünn, die von Winter und Nay modisch, Grieshabers Holzschnitte kunstgewerblich. Hans Härtung ist gut gewählt, Macke und Marc mit typischen Blättern evident. Matare wirkt manieriert, Meistermann miroisch, der weit überschätzte Wols ist kennzeichnend repräsentiert. Von Corinth sind bereits bessere Blätter vorhanden, der technisch hervorragende, aber formalistisch leere Hayter ist zu häufig vertreten. John Piper und Sutherland sind schwächer als Colquhoun und besonders Scott. Unter den Holländern wirkt Dikkenboer besser als Elenbaas, der wie Grieshaber modisch einen unverstandenen Picasso variiert. Appel erscheint hier besser als in seinen Bildern. Die Italiener erweisen sich als Ästhetiker: Afro, Music und Birolli sind dekorativ, Campigli monoton, affektiert und leer, der überschätzte Guttuso ist schlecht. Zwei Severini sind schön: „Die Musikanten“, „Commedia dell'Arte“, Marin! enttäuscht. Spacal erscheint unnötig, ebenso Eugen Früh und Bozidar Jakac, Truninger und Pauli. Amiet ist gut vertreten, der ekklektische Hunziker viel zu zahlreich (wenn er, warum dann nicht auch Erni?). Tamayo icheint durch sehr wirkungsvolle Blätter auf, Orozco wirkt eher peinlich. Ben Shahn ist in einem Blatt sehr typisch kunstgewerblich, Matta wirr und Frank Wallace überflüssig. Das neuerworbene Selbstbildnis 1908/09 von Münch, dessen Reproduktion als Plakat dient, zeigt alle plastischen Schwächen des Expressionismus. Die dokumentarisch äußerst instruktive Ausstellung zeigt im gesamten neben der Scheinblüte der graphischen Künste die bedenklichen Schwächen, die sie mit sich bringt.

Eine Gruppe Kärntner Maler stellt in der Zedlitzhalle aus. Vieles in dieser Ausstellung, die in den

Bildern wenig Ansätze zu einer künstlerischen Gestaltung zeigt, rechtfertigt die Hängung nicht. Zwei Arbeiten von Cerjak fallen in dem provinziellen Niveau auf. Die Bilder von Arnold Clementschitsch, dem greisen Nestor der Gruppe, sind nur ein Schatten einer frühen Arbeiten, ragen aber in dieser Umgebung dennoch teilweise hervor. Claus Pack

„Arche4 — neu gezimmert

Die Studentenbühne „Die Arche“, vor vier Jahren durch ihren Leiter Gottfried Schwarz ins Leben gerufen, heute aus der Theaterstadt Wien nicht mehr wegzudenken, hat den Berufsbühnen schon so manchen wertvollen Impuls gegeben. Ihre Inszenierungen, die sich in kluger Einsicht immer zielbewußter an Stücke wagte, die die großen Bühnen und auch die Kellertheater nicht spielen können oder wollen, sind von Aufführung zu Aufführung gereift. Besonders im letzten Jahr hat sich das Ensemble noch an einer neuen Idee bewährt, nämlich das unbekannte Wiener Volksstück wiederzubeleben und zu pflegen (Philipp Hafner). Unbeschwert von traditionellem Theatergut spielen die jungen Leute, deren eigener Wille sie engagiert, um die Gage der Freude am Spiel und bringen sehr dichte und erlebte Theaterabende zustande.

Die Aufführungen — und dazu noch ein höchst beachtliche Kabarett, Ausstellungen, Dichterlesungen und Kammerkonzerte — fanden bisher in einem für Theatervorstellungen völlig ungeeigneten Magazin in der Mensa der Ebendorferstraße statt, das oft die Besucher kaum fassen konnte. Nunmehr hat Architekt Ottokar U h I höchst interessante und dabei einfache Pläne für eine Umgestaltung des Raumes ausgearbeitet, die eine variable Bühne (von der Guckkastenbühne über die Halbarena bis zur Arena) als praktische Lösung vorschlagen. Als österreichische Erstaufführungen — hoffentlich schon nach dem Umbau — sind für diese Spielzeit bereits zwei schwierige moderne Werke geplant: „Professor Taranne“ von Arthur Adamov und „Der arme Vetter“ von Ernst Barlach.

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