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Im Künstlerhaus und anderswo
Im Querschnitt gedacht ergäbe die Herbstausstellung im Künstlerhaus ein recht ungleichmäßiges Relief mit streckenweise ziemlich flachen Partien, mit Erhebungen, die über die Skalengrade epigonalen Mittelmaßes nicht hinausgehen und einigen Spitzen, die in die Altitude eigenständiger formaler Auseinandersetzung und persönlicher Aussage vorstoßen. Da interessieren die Landschaften von Franz Giessei in ihrer lyrischen Herbheit, Island und die Donau an der Wegscheide zwischen Abstraktion und Konturengefüge, das sie ins Gegenständliche einer überhöhten Wirklichkeit faßt. Dem Reiz von Giesseis herbstlich verdüsterter Palette entsprechen seine kühlen Kohlezeichnungen in betont schmalem Format, eine Stimmungskunst wie mit Morgenreif bestäubt. Bei Franz Wlcek bleibt man wie an schroffen Kanten verfangen hängen. Seine Dynamik ist geradezu gewalttätig, Malen wird bei ihm zum Kraftakt, er teilt mit dem Pinsel Tiefschläge aus, knetet die Nordsee und die „Entern Gründ“ wie Oberlaa im Clinch durch. Manches ist nur furiose Routine. Oskar Zimmermann gibt in Tusche die nach Rauch, Werkstätte und Beiselaroma schmeckende Poesie der Wiener Vorstadt wieder, von ihm wären gewiß atmosphärische Bühnenbilder etwa zu „Peripherie“ zu erwarten. Hintergründiges Wiener- tum ä la ödön von Horvath spricht aus Sabine Weigers Monotypien „Prater“, die bunten Impressionen der Szenerie sind ins strenge Schwarzweiß energisch hingesetzter Strichlagen umgedeutet. Karlheinz Pilcz steht mit seinen Radierungen wesensmäßig zwischen Ernst Fuchs und Wolfgang Hutter, ähnlich wie Michael Coudenhove-Calergie, der mit Feder und Aquarellpinsel ironische Fabuiiererei über antiquierte Maschinen bietet. Sein bestes Blatt in der Ausstellung: eine phantastische Vision des Stephansdomes.
Die Kollektion von Albert Janesch nimmt im Künstlerhaus eine Zentralstellung ein, die kaum gerechtfertigt ist. Janeschs Landschaften offenbaren eine konventionelle, akademische Haltung, die im Lauf mehrerer Jahrzehnte keine wesentliche Entwicklung zuließ. Sein Pleinairismus bleibt im Gefälligen, Glatten haften, brave Realistik nähert sich oft bedenklich dem Farbphoto. Die Schau zum Gedächtnis an Karl Zecho würdigt stilles, den Traditionen verpflichtetes Schaffen, der im Februar dieses Jahres verstorbene Bartholomäus Stefferl nahm Allegorie und Mythos zum gedanklichen Ausgangspunkt anekdotisch-dekorativer zyklischer Kompositionen. Am persönlichsten weist er sich in seinen Wiener Schabschnitt-Veduten.
Im Französischen Saal des Künstlerhauses dokumentiert die Ausstellung des ehemaligen Boeckl- Schülers und Innsbrucker Malers Franz Lettner eine sehr individuelle Auseinandersetzung mit einem eruptiven, farblich bestechenden Tachismus, dem, oft vexierbildartig, das Menschenbild und das landschaftliche Motiv eingeschrieben sind. Blaue Eisberge werden zu schroffen Kohlenhalden, Lettners Welt ist hart und von dunklem Leuchten erfüllt.
Die Galerie nächst St. Stephan zeigt „Englische Graphik“. Bernard Cohens gekonnte Farblithos erinnern an fröhliche Versammlungen von Urtierchen in bunten Sommerkleidern, die kombinierten Collagen von A. Jones sind schludrig-knallig mit der linken Hand gemacht, seine Farblithos aus einer Folge „Ehe betreffend“ formal recht billiges, ziemlich witzloses graphisches Gewitzel. Pointierter D. Hockneys karikaturistische Blätter, obwohl sie ihre Wirkung nicht zuletzt aus dem Kontrast zwischen dem Motiv und dem preziös gezeichneten Rahmen beziehen. E. Paolozzis strenge Montagen plakativer, technisierender Bildelemente gemahnen an die einschlägige Gebrauchsgraphik der zwanziger Jahre.
Ebenfalls in der Galerie sind Zeichnungen und Reliefs von Inge- borg Pluhar zu sehen. Die figuralen Bewegungsstudien und Kompositionen, in vibrierenden Schraffuren und Segmenten aufgebaut, haben ausgeprägte Plastizität und zügige Strichlage. In den Reliefs ist ein barocker Zug unverkennbar.
• Hermann Hesses Prosaschrift ..Kurgast“, eine „Psychologia bal- nearia“, ist das Thema des Vortrags von Günther Martin im Vortragssaal der Ersten österreichischen Spar-Casse, III, Landstraßer Hauptstraße 58, am 30. September 19.30 Uhr.
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