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Frank Kupka

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Im Museum des XX. Jahrhunderts im Schweizergarten wird derzeit bis zum 17. Dezember eine sehenswerte Ausstellung gezeigt, die einem der Schöpfer der ungegenständlichen Malerei, dem tschechischen Maler Frantisek Kupka (1871 bis 1957) gewidmet ist. Kupka in Böhmen geboren, zuerst Sättlerlehrling und in seiner Jugend gesuchtes spiritistisches Medium, studierte an den Akademien von Prag und Wien, um dann ab 1895 vorwiegend in Paris zu arbeiten. Vom Jugendstil angeregt, verarbeitete er Einflüsse von Toulouse Lautrec, Odilon und den Fau-visten, um dann um 1910, nach einer Phase, in der er vor den Futuristen versuchte, Bewegung im Bild wiederzugeben, seine ersten ungegenständlichen Werke schuf, die sich mit den ähnlichen zeitgenössischen Bestrebungen bei Kandinsky, Delaunay und Larionovs Rayonismus treffen. Während ein Teil seines Werkes Formen verwendet, die ein Echo des Jugendstiles darstellen, und sich ähnlich auch in den expressionistischen Bauten von Poelzig und Men-delsohn finden, gibt es parallel dazu Bilder mit einer rein geometrischen Formenwelt, die Malevitsch vorwegnehmen. Aber selbst in der geometrischen Strenge ist sein Farbauftrag reicher und weicher als der des Russen oder des didaktischen Mon-

drians, mit dem er den Hang zu religiöser Spekulation gemeinsam hatte. Vom malerischen Handwerk her gesehen ist er vielleicht der befriedigendste Schöpfer der ungegenständi-lichen Malerei; allein die Nuancierungen und Konkretisierungen des Weiß in seinen Bildern — die eine große Rolle spielen — sind beachtlich. Die Ausstellung schenkt einen ausgezeichneten Überblick über sein vor allem historisch bedeutsames Lebenswerk. Im Katalog gibt Werner Hofmann in einem überzeugenden Essay wichtige Hinweise zu den nicht zu übersehenden Anregungen, die Kupka während seiner Aufenthalte in Wien von Klimt, Josef Hoffmann und vielleicht sogar der Wiener Werkstätte empfangen haben muß.

Auch die Wiener Sezession zeigt zwei sehenswerte Ausstellungen. Hier sind zunächst die Werke aus den Sammlungen der Mitglieder und Freunde des Verbandes zur Förderung zeitnaher Kunst „Blauer Adler“ zu sehen, der im Mai 1966 gegründet, eine schöpferische Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst verwirklichen will. Diese Zielsetzung kann bei der derzeitigen Situation der bildenden Kunst in Österreich nur begrüßt werden und die Anfänge der Tätigkeit des Vereins sind, wie die Ausstellung — in der Namen wie Boeckl, Wotruba, Weiler, Avramidis, Eckert, Melcher, Moldovan, Lein-fellner und Bertoni vertreten sind — zeigt, beachtlich; doch viel wird getan werden müssen, um die Kluft zwischen Publikum und Künstler zu überbrücken und die lethargische Stagnation zu überwinden, ein Vorhaben, das der tatkräftigen Mitarbeit und Förderung aller bedarf.

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