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Jubiläum und Debüt
Der bekannte österreichische Maler und Graphiker Carry (Karl Maria) Hauser wird nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag feiern können. Gewissermaßen als Vorschau auf die zu erwartenden Ehrungen zeigt das „Kunstkabinett in der Riemergasse“ Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen Hausers, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind und von der noch ungebrochenen Spannkraft des Malers zeugen. Nach seinen Anfängen als Expressionist war Carry Hauser in der Zwischenkriegszeit einer der hauptsächlichen Vertreter jener „Neuen Sachlichkeit“ in Österreich, die — vor allem 5n Deutsch-
land — eine neue volksnahe, innige Ausdruckskunst anstrebte und sich dazu vorwiegend an den italienischen Trecentisten und der bäuerlichen Kunst orientierte. Hausers Bilder dieser Zeit, die auch Einflüsse von George Grosz verarbeiteten, hatten religiöse und sozialkritische Themen zum Inhalt, die von ihm in Richtung auf einen ins Monumentale und Schlichte zielenden dekorativen Stil verarbeitet wunden. Die ausgestellten, nach dem letzten Krieg entstandenen Arbeiten, zeigen die konsequente Erweiterung dieser Bemühungen, die Aufnahme von Anregungen der Ecole de Paris und
Carl Hofers zur Vereinfachung der flächigen Form und sparsamer Zeichensetzung, eine weitgehende Reduzierung des Anekdotischen und wirken wie die Zusammenfassung der bisherigen Möglichkeiten. Unter den Zeichnungen wirken die 1948 entstandenen am stärksten.
Den jungen Salzburger Maler und Graphiker Wolfgang Haader stellt die „Galerie auf der Stubenbastei“ mit zirka 25 Radierungen vor. Haader, ein Melcher-Schüler, vertritt in seinen Graphiken, in der Form eines gelegentlich surrealen Expressionismus eine existentielle Weltschau, die vorwiegend skeptisch und pessimistisch erscheint und den gegen sich selbst wütenden Menschen in ein Zwischenreich von Dämonen und Lemuren stellt. Die mit sicherem Feingefühl für Tonwerte gestalteten Radierungen, die Einflüsse des jungen Picasso, Alfred Kubins und vor allem Goyas verarbeiten und handwerklich effektvoll gearbeitet sind, wirken dann am stärksten, wenn Haader in den Aquatintablättern die sehr malerisch aufgefaßten Formen kontrastreich aus dem Dunkel löst oder das Lineament nicht zu sehr mit Strukturen belastet. Unter den effektvollen Arbeiten seien besonders „die Krabbe“ und ein einsamer Reiter hervorgehoben, vielversprechende Leistungen in einer beachtlichen Ausstellung.
Andreas Grunert, der in der Künstlerhausgalerie Bilder und Graphiken zeigt, stammt aus Chemnitz in Sachsen und hat in Stuttgart und Wien (bei Max Weiler) studtert. Seine Arbeiten wurzeln in der Popmalerei eines Hockney und Edelmann und ihre Ahnen lassen sich bis Dada und Picabia nachweisen. Mit sicherem Sinn für das Skizzenhafte und den Reiz des Unvollendeten sind sie großzügig angelegt und bringen das Ausgesparte, die Leere,, wirkungsvoll zur Geltung. Ihre Bewegtheit, die das Momentane auch in flatternden Draperien, Fahnen und fliegenden Objekten als verfremdende Formelemente und Strukturteile einbezieht, gliedert mit dekorativer Sicherheit die Fläche.
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