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Meistens Aquarelle

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Aus Südtirol gebürtig ist der heute 68jährige Maler, Illustrator und Bühnenbildner Vittorio Lucchi, von dem das österreichische Kulturzentrum gemeinsam mit dem Italienischen Kulturinstitut im Internationalen Künstler-Club im Palais Pälffy „Landschaften, Stilleben, Karikaturen, Bühnenbilder und Aquarellmalerei“ zeigt. Die aquarellierten Landschaften — meist Veduten von Rom (wo Lucchi lebt) und Venedig — zeigen in ihrer rein optischen Auffassung eine locker gehandhabte Freilichtmalerei, die vor Cezanne zu datieren wäre. Geschmackvoll im Kolorit, unsicher in der zeichnerischen Perspektive, sind sie dann am stärksten, wenn bei einem einfachen Motiv das Stimmungshafte überwiegt, wie in den Blättern „San Servolo im Nebel“, „Schloß Duino I“, „Schwüle“ und „Schnee und Nebel über den Albanerbergen“. In allen wirkt aber eine ursprüngliche naive Ehrlichkeit, die sich unproblematisch dem Landschaftserlebnis öffnet und in den Baumstudien zu sehr spontanen, überzeugenden Leistungen kommt. Die Stilleben und Blumen wirken zu trocken und — auch rein vom Vortrag her — nicht bewältigt. Die Bühnenentwürfe übersteigern einerseits das Schlagobersbarock des „Rosenkavaliefs“, wie sie die romantische Phantasie des „Oberon“ betonen, während die Karikaturen und Illustrationen (zu „Ver Vert“, „An die Musik“ und „Italienische Masken“) einen lebhaften Sinn für Drölerie und Groteske und den Stil der zwanziger und dreißiger Jahre zeigen. Ein Photoalbum mit Reproduktionen der zahlreichen Wandmalereien Vittorio Lucchis bestätigt sein liebenswürdiges, sowohl dem Diesseits wie der Dekoration zugewandtes Talent.

In der „Galerie auf der Stubenbastei“ zeigt der noch relativ junge Kärntner Maler Peter Krawagna Aquarelle und Ölbilder. Krawagna,der unter anderem auch in Paris studierte, weiß genau um den Reiz, der von farbigen, schmutzigen oder strukturierten Papieren als Malgrund ausgeht, und setzt sie für seine summarisch vereinfachenden farbigen Skizzen dementsprechend ein. In der Farbe geschmackvoll, in der Form zu unbestimmt, siedeln sie im frühen Expressionismus, wobei die ästhetische Mache so weit geht, daß auseinandergefaltete Skizzenblätter die nach der Natur gefaßten Figuren im Widersinn als reine Fleekenwir-kung präsentieren. Dieses rein oberflächliche, rein auf Wirkung und Bluff ausgehende Verhältnis zur Realität läßt sich auch in den drei großen Aktbildern feststellen, die jede konkrete Stellungnahme vermeiden und nur im rein Ungefähren, Andeutenden und damit Unverbindlichen bleiben. Eine Begabung, die es sich zu leicht macht und den echten Problemen ausweicht.

Handwerklich solider und technisch geschickter wirken die Arbeiten des nahezu gleichaltrigen — ehemals ungarischen, heute staatenlosen — Malers Läszlö Gyemät, der in der „Galerie in der Blutgasse“ ausstellt. Gyemät vereint eine im Grunde konventionelle, heute nahezu verschollene akademische Mache mit Experimenten, die vom Surrealismus bis zu Gnoli, Rauschenberg und dem Photorealismus reichen, aber formal ebensowenig überzeugen wie jene Krawagnas. Hier sind es jedoch die Uneinheitlichkeit und der Mangel an künstlerischer Überzeugung — nicht an Können (das einem Vorbild wie Ernst Fuchs weit überlegen ist) —, die Stilderivate und die zu große Wendigkeit, die verstimmen, wobei aber die handwerkliche Grundlage, die sich, wie eine Zeichnung beweist, mit einem beachtlichen Talent verbindet, noch Hoffnung auf eine echte Entwicklung läßt.

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