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Paarweise und anders

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Die Ausstellung, die im Museum für angewandte Kunst am Stubenring dem Maler und Graphiker Ernst Paar gewidmet ist, macht gegenüber einem der sogenannten „Stillen im Land“ einiges — aber noch nicht alles — gut. Ernst Paar, wie seine Buchumschläge, Plakate und Werbegraphiken beweisen, nicht nur einer der besten Graphiker, die Österreich derzeit besitzt, sondern auch ein Zeichner, dafür stehen seine Landschaften ein — sehr sensibel in Grauwerte des Bleistifts übersetzt —, der Thöny in nichts nachsteht. Ja, seine Verhaltenheit ist noch strenger als die Thönys, der Wert einer Nuance, sei es in der Farbgebung eines Umschlages oder der dem harten Bleistift abgerungenen Atmosphäre, wiegt sehr schwer — darum auch die enthüllenden Gegenüberstellungen zwischen Entwurf und Druck, die für den Empfindenden viel bedeuten. In seiner Schulung und im Geist beweglich so wie es Paar ist, zeichnet er sich durch ein sicheres dekoratives Formvermögen aus, das formal in den Graphiken der Ecole de Paris — erfreulicherweise — einiges verdankt und in der Empfindung seiner Landschaften Dunoyer de Segonsac gleichkommt. Es ist überhaupt erstaunlich, wie seine steirische und Grazer Generation (Wilkenburg, Thöny, Silberbauer und auch Pointner) mehr oder weniger vom französischen Geist profitiert haben, mehr als das übrige Österreich, wie hier eine Subtilität sichtbar wird, die über die Grenzen unserer Provinz weist. Daß ein Plakat wie „Wien hat immer Saison“ nicht gedruckt wurde, ist beschämend. Sein Charme, der den stillen und köstlichen Reiz, die kindliche und verspielte Unschuld der Arbeiten dieses Künstlers ausmacht, hätte mehr Gewicht gehabt als alle plumpe Werbung, die unsere Plakate meist auszeichnet. Eine sehr aufschlußreiche und sehenswerte Ausstellung.

In der Staatsdruckerei stellen zwei junge Graphiker aus: Hans Krücken-hauser und Heinz Staffelmayr. Krücken-hauser überzeugt mit einigen seiner Aquarelle und Radierungen als eine Begabung, der es weniger an Empfindung als an formaler Klarheit fehlt, Staffelmayr als ein Techniker der Lithographie, dem es im Figuralen noch an Zeichnung mangelt. Der Weg der beiden ist noch offen.

Die Zeichnungen und Aquarelle von Erwin Exner, „Auf weiter Fahrt“, ebenfalls in der Staatsdruckerei, sind journalistische Reiseskizzen, deren Flüchtigkeit wohl die Atmosphäre der Landschaften, aber nicht ihren Charakter einfängt. Nur ein unkünstlerisches Temperament kann Filzstifte als Material verwenden, da sie sich allein durch Un-genauigkeit in der Formgebung und Verzicht auf Kontraste und Nuancen auszeichnen.

Die Bilder von Hans Krenn, die in der Galerie Fuchs ausgestellt waren, stellten eine amüsante und bunte Kompilation zwischen Picabia und der „Pop-Art“ dar. Die Vermengung technischer mit botanischen und pseudomenschlichen Formen hatte mehr Witz und Originalität als die pseudosurrealistische Heimatkunst, aber auch weniger Streben zum Bild als jene Spätnazarener und Biedermeier.

Für die heimischen Graphiker, aber mehr noch für die Auftraggeber und Produzenten, gilt es auf die Ausstellung Internationaler Filmplakate am Fleischmarkt im ehemaligen Pressehaus hinzuweisen, in der die Polen, Ungarn und Deutschen eindeutig den Vogel abschießen. Was hier an formalen und graphischen Einfällen existiert und „geduldet“ wird, sollte unsere auf der Ebene eines geist- und witzlosen Naturalismus beharrenden Auftraggeber zur Besinnung rufen. An Graphikern — siehe oben — fehlt es, wie auch das Plakat für die „Viennale“ beweist, keineswegs.

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