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Neues aus Polen

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Polen ist derzeit mit zwei Ausstellungen in Wien vertreten. Die Galerie in der Biberstraße zeigt Arbeiten des jungen und aus Publikationen schon bekannten Waldemar S w i e r z y, geistreiche, eindrucksvolle Lösungen, die viele Elemente der modernen Kunst verarbeiten, das Wesen des Plakats als optisches Signal achten und an die Spitzengruppe europäischen Plakatschaffens heranreichen. Beachtenswert ist die Vielfalt der Ausdrucksmittel Swierzys, ihre Verschiedenheit, die trotzdem eine Persönlichkeit erkennen läßt. Hier könnten unsere Graphiker und vor allem die Auftraggeber einiges lernen, denn diese fortschrittlichen Plakate werden in Polen auch gedruckt und affichiert. Besonders gut die drei Plakate für „08/15“, „Der letzte Akt“, „O Cangazeiro“, „Lili“, „Die rote Herberge“ und „Othello“. In dieser Ausstellung sind auch einige farbig sehr schöne polnische Wandteppiche zu sehen, von denen man noch mehr in der „Ausstellung polnischer Dekorationskunst“ findet, die sich in der Staats-druckerei auf leider zu kleinem Raum etabliert hat. Schöne Keramik, Glasvasen und Silberschmuck werden gezeigt, die wie die Teppiche dann am stärksten sind, wenn sie ihre Formen aus der Tradition entwickeln und nicht mißverstandene Modernismen annehmen.

Ebenfalls in der Staatsdruckerei findet man die Ausstellung der in Dänemark geborenen Malerin Bettina Tain. Ihre hellen, dekorativen Bilder sind wie die Zeichnungen von einer oft gewollten, mit der Archaik spielenden Naivität, besonders in den religiösen Themen, aber sympathisch durch einen franziskanischen Geist, der in ihnen manchmal sichtbar wird. Eine geschlossene und reife Persönlichkeit wie Bettina Tain ist auch Prof. Albert B i r k 1 e, ein gebürtiger Deutscher, der seit 1933 in Salzburg lebt und seit 1947 vor allein in der Glasmalerei tätig ist. Die hervorragend gestaltete Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst, die Entwürfe, Kartons und fertige Glasfen'ster sowie Kohlezeichnungen zeigt, bestätigt ihn, der heuer seinen 60. Geburtstag feierte, als Nachexpressionisten, dessen Werk unter den Einflüssen von Münch, Masereel, Barlach, Rouault und George Grosz (in den Zeichnungen) steht. Für manches der großen Themen erscheint die Form zu klein. Überzeugend und schön der Umgang mit dem Material dort, wo es edelsteinartig eingesetzt wird. hi der auf Boutiqfle dekorierten Galerie Verkauf f 4eigt'-E-“f(aüe) neun Radierungen („Der Spiegel des Dorian Gray“) und dazugehörige Studien. Seit seiner Ausstellung im Belvedere hat Leherb gelernt, seine Blätter bewußter und dekorativer aufzuteilen. Ein Übermaß an Technik zerstört meist den eigentlichen Reiz der Radierung (die Weißschwarzstufen, die Kontraste) und die Zeichnung ist, wie besonders auch die Studien zeigen (Füße des Rückenaktes zum Beispiel) noch immer ungenügend. Hier wie bei anderen wird zeichnerische Gestaltung mit Akribie verwechselt. Die Inhalte der Blätter: pathetisch-schwüle, pubertäre Ehestandssymbolik, da ungestaltet, uninteressant.

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