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Weihnachtsfreuden

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Wie seit einigen Jahren zeigt auch heuer die Galerie Sanct Lucas vor Weihnachten eine Reihe von Neuerwerbungen alter Meister und damit eine Ausstellung, die in ihrer Qualität einen Höhepunkt des sogenannten Wiener Kunstlebens bietet. Wer weiß, wie schwer es heute ist, alte Bilder von einigem Rang in seinen Besitz zu bekommen, muß die Agilität, Aktivität und Kennerschaft des Leiters der Galerie bewundern, da es sich nicht nur um interessante, sondern auch um einige höchst bemerkenswerte Stücke handelt. Da sind zum Beispiel der Peru- gino, „Gott Vater segnend zwischen zwei Cherubsköpfen“, in seiner Komposition und rotgriinen Harmonie ein sehr ausgewogenes Bild, die hübsche „Madonna mit Kind, zwei Heiligen und Johannes- knaben“ von Niccolo Rondinelli, die starken Bellini-Einfluß zeigt, zwei farbig reizvolle Aitartafeln eines niederländischen (niederrheinischen?) Meisters aus der Zeit um 1510 bis 1520, ein eindrucksvolles Fragment von Cornelis van Dalem, ein sehr delikates Austemstill- leben von Jakob van Es, das aus längst geschwundenen Genüssen des Gaumens ein Fest für die Augen bereitet, eine bemerkenswerte Landschaft von Lodewyk de Vadder mit orangen und roten Schatten im Vordergrund, einem blauen Baumstamm und einer rosa Stadtmauer, erwähnenswerte Bilder von Joos van Craesbeeck, Teniers und Benjamin Ger- ritz Cuyp, eine bezaubernde kleine Marine von Jan Porcellis und eine duftige Landschaft von Philips Wouwerman. Ihnen gesellen sich ein schöner Jan Wynants, ein eindringlich komponierter Jacob van Ruisdael, das Bildnis des Mathematikers de Rivaz von Pittoni, ein besonders lebendiger und nuancierter Magnasco und eine mit Brio und duftiger Farbe gemalte Skizze von Domenico Tiepolo, um nur die Glanzstücke zu nennen. Eine Ausstellung, die wirkliche Vorweihnachtsfreude schenkt.

Liebhaber alter Graphik werden hingegen bei Christian M. Nebehay auf ihre Rechnung kommen, der in seinem graphischen Kabinett in der Annagasse „Berufe, Blumen- und Vögeljagd und Sport-Austriaca“, Topographien, Wiener Ansichten, Militaria, Kostüme und Trachten ausstellt.

In dem Internationalen Künstlerclub im Österreichhaus (Palais Palffy) zeigt Theobald Schmögner Bilder und Graphiken. Seine abstrakten Formen sind sichtlich von den „Monumenten“ Picassos um die Zeit von 1931 her inspiriert, aber ohne dessen eindeutigen Wirklichkeitsbezug und Plastizität zu besitzen. Die evokative Lyrik Schmögners kommt am stärksten in den Bildern mit weißem Hintergrund und in den sauberen Graphiken zur Geltung.

Die Zeichnungen von Carl Zahradnik in der Galerie Wilhelm Nagl wirken zu flüchtig und besonders die Landschaftsaquarelle und -gouachen zu ungeformt; am ehesten überzeugen der „Mozartsteg“ und die „Strickende“.

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