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Das Gesicht des Menschen

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Man braucht Zeit für Josef M i k 1. Aber es lohnt sich, sie aufzuwenden. Seine Figuren, die, zunächst in einem nahezu undurchdringlichen Geflecht dünner Striche und krauser Linien, Kringeln und Haken und verschachtelten Feldern verborgen, soviel Eigenleben führen, treten nicht sofort hervor, enthüllen ihren Sinn erst allmählich und nahezu gegen ihren Willent doch dann mit aller nachhaltigen, seltsam plastischen Klarheit. Was zunächst nur Formel zu sein scheint, mit nervöser Geste hingeschriebene abstrakte Formulierung der Natur, verdichtet sich bei näherem Betrachten, nimmt Form an, gewinnt Ausdruck und Kontur, wird zum Gegenstand, zum von jeglicher Begrenzung losgelösten Abbild. Elf Blätter von Josef Mikl (gezeigt von Dr. Wilhelm Mack in der Walfischgasse 6) geben Einblick in das Schaffen der letzten beiden Jahre: in einen Prozeß der Reifung, der zeichnerischen Perfektion, der zunehmenden Strenge. Hier ist ein junger Graphiker und Maler (Jahrgang 1929) auf dem Weg einer subtilen, wissenden und schauenden Verinnerlichung.

„Der Mensch in der Graphik des Ex-, pressionismus“ : Eine reichhaltige Ausstellung für Sammler oder solche, die es werden wollen (oder solche, die es gerne wären), zeigt die Galerie Willy Verkauf in der Riemergasse 14. Was so selten gelingt: nicht nur eine landläufige Ausstellung von interessanten Blättern, eine Kollektion zum Verkauf, ein Nebeneinander von Namen und Werken einer künstlerischen Periode — hier in zwei kleinen, in ihrer zunehmenden Bedeutung indes recht ansehnlichen Räumen in der Riemergasse, gewinnt das Programm einer Zeit Leben, verdichtet sich zur Atmosphäre, wird zu einer eindrucksvollen Schau einer Welt der Düsternis und Bedrängung und mystischen Verinnerlichung. Wir erleben das Gesicht des Expressionismus. An den Wänden hängen Kostbarkeiten von großer Intensität, darunter Selbstbildnisse von Max Beckmann, von Lovis Corinth und von Emil Nolde; zwei Studien Egon Schieies (Mädchen, 1918, Knabe, 1915), Blätter von Ernst Barlach, Franz Marc, Alfred Kubin, Eduard Munch, Christian Rohlfs, Käthe Kollwitz: Wahrzeichen einer Generation, die immer stärker in unser Bewußtsein dringt.

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