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Drei Ausstellungen

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Die Skulpturen von Walter Salzmann, dem 35jährigen Vorarlberger Bildhauer, die derzeit in der Galerie Würthle zu sehen sind, stellen in mehr als einer Hinsicht eine außergewöhnliche Leistung dar. Sie sind nicht nur das Werk eines besonders begabten Bildhauers, sondern auch das eines Blinden: Salzmann hat mit 17 Jahren sein Augenlicht vollkommen eingebüßt. Diese tragische Reduktion auf den Tastsinn hat dem jungen Künstler, der von der Keramik her kommt, aber eine so starke Steigerung des plastischen Formvermögens eingetragen, daß ihm in dieser Hinsicht wenige seiner österreichischen Zeitgenossen nahekommen. Dazu gehört, daß Salzmann in seiner Gestaltung die Verschränkung und Verfugung der Formen im Sinne des frühen Kubismus anwendet, eine Kunsterkenntnis, die nur das Ergebnis einer in diesem Fall besonders mühsamen geistigen und seelischen Konzentration und Erfahrung darstellen kann. Die vom Schicksal erzwungene Begrenzung auf das Ertastbare erzwingt allerdings auch eine Beschränkung, die vor allem das Maß betrifft. Daher sind auch jene Arbeiten am stärksten und überzeugendsten, deren Bereich durch den Zusammenhang der formenden Hände abgesteckt ist: die kleinen Figuren, Torsi und Köpfe, darunter als eine der schönsten Arbeiten der „Trauernde“, wie überhaupt die besten Arbeiten der letzten Jahre eine größere Differenzierung und funktio-nellere Gliederung zeigen. In ihrem materiellen, in sich versunkenen Sein sind diese Arbeiten weniger expressiv als einem existentiellen Maß zustrebend. Sie sind eine außerordentliche und ungewöhnliche Leistung.

Ebenfalls in der Galerie Würthle sah man eine Ausstellung von Ölbildern und Graphiken von Fritz Fischer, die einen beachtlichen Eindruck machte. Was an ihr überzeugte, war der Weg, der von einem sehr starken Anfang — „Ziegelteich“ (1948) — über mehr theoretisch-ästhetische Kunsterfahrung (vor allem Klee) zu einer intensiven und konkreteren Naturerfahrung führt. Der Umweg über die ästhetische Spekulation, der sich vor allem in den Graphiken bei Fischer ausdrückt, war sicher notwendig. Seine neuen Arbeiten erfreuen durch dichtere Gestaltung, größere Differenzierung und Sinnenhaftigkeit — in ihnen ist Eigenes und Wesentliches lebendig, ein fester und entscheidender Boden ist gefunden, ein Maß an Ehrlichkeit, das hierzulande so wenig gilt, verkannt und verachtet wird. Man kann dem begabten und noch jungen Maler alles Glück wünschen, auf diesem Weg fortzufahren.

Eine -sehr interessante Ausstellung ist auch in der „Galerie Synthese“ der Firma Baumgartner am Graben zu sehen — Bilder und Graphiken des 1941 geborenen Günther Sedlak. Während die Ölbilder noch nicht gerade bestes 19. Jahrhundert sind, findet man in den Farbholzschnitten und Gouachen recht Bemerkenswertes. Sicher lebt hier noch Bonnaid und Vuülard, was sich im „Kreuzweg“ ungünstig in Hinblick auf die geistige Bedeutung der Form auswirkt, da es in ihr keine Hierarchie innerhalb der Darstellung gibt, aber die letzten Arbeiten aus dem „Imaginären Variete“, vor allem die „Radfahrerin“ und die Gouachen zeigen sehr sensible und eigenwillige Begabung, deren Erfüllung auf dem Gebiet der Graphik liegt. In diesen Holzschnitten und Mischfarbenblät-tern klingt die Farbe auf eine ganz eigene Art, sehr preziös, ohne dekadent zu sein, während die Form einen bizarren Sinn für das Dekorative verrät. Ein feines und zartes Talent, das beachtet werden muß.

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