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Rudolf von Alt / Künstlerplakate

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Versteht man unter Kunst allein die meisterhafte Beherrschung des Handwerkes und die — ohne Rücksicht auf Formgesetze — getreue Wiedergabe des Sichtbaren, so war Rudolf von Alt (1812—1905) ein Künstler. Seine anfangs miniaturhaften Aquarelle zeigen eine Liebe zum Detail, die

— obzwar Zeugnis menschlither Bescheidung

— die unbestechliche Optik der Kamera besitzt, aber in ihrem manchmal poetischen Naturalismus fern der eigentlichen künstlerischen Bestrebungen des 19. Jahrhunderts liegt. Bedenkt man, daß William Turner 1851 starb, weiß man, was er für die Wasserfarbmalerei bedeutete und was alles in der Zeitspanne des Lebens von Rudolf von Alt in der europäischen Kunst geschah, so muß man mit Bedauern feststellen, daß sein lokaler Ruhm eine Fiktion ist. Man täte in Hinkunft gut daran, bei Alt die provinzielle kleinbürgerliche Beschränkung virtuosen Handwerkes zu sehen, den Illusionismus ungestalteter Räumlichkeit, den Mangel an Komposition und Form, die Grenzüberschreitung im Material (schon Dürer hat materialgerechter im Aquarell gemalt), um nicht — bei aller

Ehrfurcht vor der moralischen Leistung des Malers — immer wieder jenem Mythos zu erliegen, der auf unserem Boden die wahre Kunst verkennt oder desavouiert. Die Ausstellung im Wien er Künstlerhaus von 40 Aquarellen aus Privatbesitz, in der die „Landschaft von Goisern“ des 89jähri-gen ein erschütterndes Beispiel der Auseinandersetzungen mit dem Pleinairismus und einen Schlüssel zu lokalen Kunstproblemen darstellt, gibt Gelegenheit, diese Fragen eingehend zu studieren.

In der Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses fallen die von Rouault inspirierten „Clowns“ und das „Mädchenbild“ von Florentine Pakosta auf, die Landschaften von Prof. Karl Gunsam, das Aquarell „Der Pirat“ von Franz Dresler, Radierungen von Heinrich Heuer. Temperas von Franz Wlcek, die Lithographien von Max Melcher, die illustrativen Monotypien von Fred Nowak und nocheinmal Prof. Karl Gunsam durch ein Aquarell „Burgenlän-dische Landschaft“ — ein besonders geglückter Wurf. Die Kollektion der Arbeiten von Prof. Heinrich Krause ehrt einen Maler, der heuer sein 78. Lebensjahr vollendet.

In der Galerie W ü r t h 1 e findet man derzeit eine kleine hübsche Ausstellung von Künstlerplakaten von Toulouse-Lautrec bis Picasso, in der die mit graphischem Brio für Bücher, Ausstellungen und Varietes gestalteten seltenen Arbeiten von Lautrec besonders hervorstechen. Sonst setzt sich die Ausstellung aus Originallithos und der Gelegenheit dienenden Reproduktionen zusammen, deren Spannweite außer den beiden Polen über Klimt, Schiele, Kokoschka, Matisse und Chagall reicht.

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