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Kleine Blätter, große Namen

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Uebrigens: man kauft wieder Graphik. In der Galerie C. M. Nebehay findet man, was des (jungen) Sammlers Herz begehrt: Holzschnitte, Radierungen und Lithos in einem erlesenen, höchst reichhaltigen Nebeneinander. Vor allem aber: Namen. Man kann unter vier Lithographien von Toulouse-Lautrec, unter fünf kleinen Radierungen von Picasso und zwölf Blättern von Chagall wählen, man kann einen signierten Holzschnitt von Max Beckmann oder Joan Miro erstehen, man kann etwa Pierre Bonnard, Robert Delaunay, Le Corbusier, Van Dongen, Nolde, Signac, Leger und Liebermann einkaufen. Die Preise bewegen sich von knapp zweihundert bis rund viertausend Schilling. Durchaus erschwinglich also, nicht nur für jene, die „Eiskasten und Fernseher schon besitzen”. Da ist zum Beispiel „Au Moulin Rouge: L’union Franco-Russe” von Toulouse-Lautrec (aus „L’Escarmouche” um 3100 Schilling) ein respektables Kaufangebot und Chagalls zauberhaftes „Le Poisson bleu” (farbiges Litho, signiert, eines von 90 Exemplaren) ist mit 3 850 Schilling auch im Hinblick auf die objektive Schönheit des Blattes besonders preiswert ausgeschrieben. Dagegen erscheint die Notierung der abstrakten „Komposition” von Joan Miro (farbiger Holzschnitt, signiert, eines von 125 Exemplaren, 1950 Schilling) als etwas überhöhter Marktpreis — vor allem, wenn man etwa die zwei graphisch vorzüglichen Radierungen „Zwei Papageien” und „Truthahn” (beide signiert, das erste eines von 50, das zweite eines von 110) des mit nur 450 Schilb’ng veranschlagten Rudolf Mumprecht oder des Altmeisters Max Liebermann „Die Pestopfer” (Litho auf China, 1915, signiert) um nur 400 Schilling gegenüberstellt.

Weniger Bekanntes, nicht so Geläufiges auf dem Gebiet der Graphik finden wir in der Ausstellung „Moderne künstleri’sche Druckgraphik aus England” in der Galerie W o 1 f r u m. Schon deshalb, weil wir unter dem Gezeigten eine ganze Reihe von Blättern finden, deren Schöpfer unserer Oeffentlichkeit fast ausschließlich als Bildhauer und Maler im Bewußtsein haften. Henry Moores kleinformatige Illustrationslithographien, auf denen die so sehr typischen puppenähnlichen Figuren wie entblätterte Mumiengruppen in einer arkadischen Landschaft auf irgend etwas warten, sind zwar als ihres Schöpfers Werk noch durchaus zu erkennen, des Bildhauers Eduardo Paolozzis abstrakte Musterungen, die sich virusartig über die Lithos breiteten, oder des international geläufigen Malers Graham Sutherlands dunkle, eigenwillig-fetzige Formengraphik ist nicht mehr ganz so leicht zu agnoszieren. Unter den übrigen sechzehn Malern, fast ausnahmslos der freien, sehr häufig farbigen Komposition hingegeben, stechen Allin Braunds und Henry Clifes ornamentale Abstraktionsmechanik, Peter Lanyons kräftige Dekoration, Robert MacBrydes bunter Leuchtkraft und William Scotts animalisch-knöcherne Labytinththematik hervor. Einer der gezählten Figuralen ist M. C. Schölten mit hart konturierten, wässerig-farbigen Radierungen, die einen starken Eindruck hinterlassen.

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