Ringen um die moderne Form

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Dass Max Weiler neben seiner großen Malerkarriere auch das Zeichnen nie vernachlässigte und wie eine Tätigkeit die andere beeinflusste, zeigt die Albertina bis 16. Oktober. Als Chronologie angelegt, zeigt die Schau rund 180 Werke aus dem 70-jährigen Schaffen des Künstlers.

Wer ist Max Weiler? Ein großer österreichischer Maler, würde wohl jeder antworten. Wenn allerdings eine Ausstellung in der Albertina sich mit seinem Œuvre befasst, so ist es traditionsgemäß mehr der Zeichner, der im Vordergrund steht, und ist es erklärtes Ziel, Weiler auch als solchen im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern. Als Chronologie angelegt, lässt die Schau mittels 180 Werken aus dem 70-jährigen Schaffen Vergleiche anstellen und Querverbindungen ziehen, sowohl zwischen Malerei und Zeichnung als auch zwischen späten und frühen Arbeiten.

Inspiration aus eigenen Bildern

Als ein Œuvre mit einer "zarten, dünnen Haut“ und als "geistig“ hat Weiler seine frühen Zeichnungen selbst beschrieben, er übte sich an realistischen Kohlezeichnungen, darunter ein Selbstporträt, in dem er fragend in die Welt schaut, als ob er einerseits auf der Suche nach Motiven, andererseits nach seinem künstlerischen Weg sei. Ein gewundener ist es geworden, wie man in der Albertina vermittelt. Zeigt man anfangs, wie er sich mit der internationalen Moderne auseinandersetzt, werden die Motive bald auf ein flächiges Erscheinungsbild reduziert, Tusche darf verfließen, Löcher werden mit buntem Papier hinterlegt. Später arbeitet er mit offenem Strich, mit mehr Dynamik, Verweise auf die Realität werden immer mehr zurückgedrängt. Imposant sind jene monumentalen Werke, die Naturgewalten darstellen - Gewitter, Wolkenspiele … Das zehn Meter lange "Naturgebild“ ist ein Höhepunkt der Schau und gleichzeitig ein Kulminationspunkt des Werkes.

Und auch wenn seine Wurzeln im Abbilden der Natur liegen und man sie in vielen Werken erkennen kann - Inspiration bezog Max Weiler auch in den Zeichnungen von niemand Geringerem als sich selbst. Der ehemalige Direktor des MUMOK, Edelbert Köb, der schon in der Sammlung Essl eine Ausstellung auf der Erkenntnis aufbaute, dass Weiler seine Probierblätter als Vorlage für monumentale Malerei genommen hatte, setzt dies nun auch auf die Zeichnungen um. "Max Weiler wollte ein Naturmaler sein und gleichzeitig der Modernität genüge tun. Er hat im Ringen um die moderne Form immer wieder verloren. In den Probierblättern hat er gefunden, was er suchte“, sagt Köb. Es waren jene Papiere, auf denen er überschüssige Farbe abstreifte und Farbmischungen ausprobierte, die er akribisch abmalte oder -zeichnete. "Sie finden alles darin, was sie an Natur in sich tragen - wenn Sie Natur in sich tragen. Wer die Natur nicht gesehen hat, findet nichts darin“, so Köb bei der Pressekonferenz, mit einem Probierblatt hantierend und schnell versichernd, dass dieses sein Eigentum ist, um nicht den Verdacht zu wecken, dieses Blatt, das durch seine Vorbildwirkung immens an Bedeutung gewonnen hat, geringschätzig zu behandeln.

Werke aus allen Schaffensperioden

Basis für die neue Ausstellung der Albertina ist ein bisher vier Jahre dauerndes Forschungsprojekt, im Zuge dessen Kuratorin Regina Doppelbauer bereits 3500 Blätter gesichtet hat. "Es hat sich erst im Rahmen der Forschungen herausgestellt, wie wichtig die Zeichnung im Verhältnis und parallel zur Malerei für Weiler war“, sagt Doppelbauer.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder schätzt sich glücklich, dass bereits seine Vorgänger von Otto Benesch über Walter Koschatzky bis Konrad Oberhuber die Bedeutung Weilers erkannten und so ein großer Stock mit Werken aus allen Schaffensperioden aufgebaut wurde, der nun erstmals umfassend gezeigt wird - auch, weil nun, so wird argumentiert, die Räumlichkeiten den meist monumentalen Werken gerecht werden. Schröder bezeichnet die Schau als "einmalige Chance, einen Überblick über das gigantische Werk Weilers zu bekommen“ und als "Zeichen der Kontinuität des Sammelns in der Albertina. Natürlich haben wir schon öfters Ausstellungen zu Weiler gemacht, aber jetzt können wir diesen Künstler, der einer der größten Zeichner des 20. Jahrhunderts war, in einem nie da gewesenen Umfang zeigen.“ Spätestens 2013 sollen gar 4000 Werke gesichtet und online zugänglich gemacht worden sein.

Max Weiler - Der Zeichner

Albertinaplatz 1, 1010 Wien

bis 16. Oktober, täglich 10-18, Mi. bis 21 Uhr

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