eduardo_chillida_lurra-_1983_albertina-_wien__sammlung_essl_c_bildrecht-_wien-_2018 - © Foto: © Bildrecht, Wien, 2018

Albertina modern: Grenzenloses Kunsterlebnis

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Die Albertina modern konzentriert sich in ihrer zweiten Ausstellung ganz auf die Sammlung Essl – und betont dabei deren Internationalität und hohen Anspruch. Dafür werden auch Werke vor den Vorhang geholt, die in Klosterneuburg nie zu sehen waren.

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Die Albertina modern konzentriert sich in ihrer zweiten Ausstellung ganz auf die Sammlung Essl – und betont dabei deren Internationalität und hohen Anspruch. Dafür werden auch Werke vor den Vorhang geholt, die in Klosterneuburg nie zu sehen waren.

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Sie haben immer über die Grenzen geschaut. Als Karlheinz Essl und seine Frau Agnes ihre später weltbedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst aufbauten, taten sie das mit Weitsicht und Offenheit für das Neue. Wenn die Albertina modern nun erstmals eine ganze Ausstellung dem umfangreichen Konglomerat aus Dauerleihgabe und Schenkung widmet, nennt man diese nicht von ungefähr „The Essl Collection“, geht es den Machern doch darum, die Internationalität herauszustreichen. Außerdem will man interessante Gegenüberstellungen präsentieren – derzeit zumindest via Onlineführungen und hoffentlich bald wieder live.

Da finden sich ein roter Kot von Franz West im selben Raum wie zwei groteske Papstfiguren des rumänischen Bildhauers Virgilius Moldovan, von denen eine die andere trägt, die übertrieben farbenfrohen Bilder des chinesischen Künstlers Fang Lijun voll zynischem Realismus und Gilbert & Georges „Bloody People“. Letzteres wendet den von Konfuzius geprägten Leitsatz des Nichts­-Hörens, Nichts­-Sehens und Nichts­-Sagens, den man durch Affenbildnisse kennt, auf die Aidskrise der 1980er Jahre an und setzt die beiden Künstler zwischen riesige rote Blutkörperchen.

Der Hauptraum steht exemplarisch für das, was sich durch die gesamte Ausstellung zieht: Man setzt auch auf Spannungen, die gerade zwischen sehr gegensätzlichen Kunstwerken entstehen können.

Trophäen der Gegenwartskunst

Unter den Arbeiten sind „zu meiner eigenen Überraschung viele Werke, die niemals im Essl Museum gezeigt worden sind“, unterstreicht Albertina­-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Und auch jene, die einst in Klosterneuburg zu sehen waren, wirken durch die neue Art der Präsentation oder durch neue Nachbarn anders als dort.

Diesmal geht es in der Albertina modern – anders als in der Eröffnungsausstellung – nicht um eine bestimmte Epoche, sondern darum, die „globale Dimension, aber auch den hohen Anspruch, der mit dieser Sammlung verbunden ist“, zu zeigen, so Schröder, der davon spricht, dass unter den Werken Trophäen der Gegenwartskunst sind, die man als öffentliches Museum nicht an kaufen könnte – doch als Essl sie erwarb, waren sie noch keine solchen. „Karlheinz Essl hatte eben stets ein Gefühl dafür gehabt, was die Bahnbrecher werden“, so Schröder.

Die Albertina modern kann durch die Werke, die 2017 als Dauerleihgabe und dann 2019 zum Teil als Schenkung ans Haus kamen, aus dem Vollen schöpfen. Die aktuelle Ausstellung läuft in dieser Form bis Mitte März, danach werden Werke umgehängt und ersetzt, die neu strukturierte Schau wird dann bis zum Sommer verlängert.

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