Er hat in das Innere der Natur geblickt

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Im Frühjahr 1977 hat die Galerie Thoman, noch als Galerie Annasäule, mit einer Ausstellung von Max Weiler -"Wie die Natur" - ihre Tätigkeit begonnen und den Künstler seit damals begleitet. Die bislang letzte Ausstellung mit Großformaten des Künstlers ging 2010 zu seinem 100. Geburtstag über die Bühne.

Weiler, der als einer der bedeutendsten europäischen Maler und Zeichner seiner Generation gilt, wird weltweit regelmäßig in Ausstellungen präsentiert, die sich mit zahlreichen Details seines Œuvres beschäftigen. Dank großer musealer Schauen wie zuletzt 2011 in der Albertina in Wien oder ein Jahr später in der Pinakothek der Moderne in München gibt es nun einen repräsentativen und wissenschaftlich aufgearbeiteten Überblick über das zeichnerische Werk Weilers, wobei sich der Bogen von 1930 bis zum Tod des Künstlers im Jahr 2001 spannt.

Thoman zeigt neben Entwürfen zu Arbeiten für den öffentlichen Raum Tuscheblätter und Monotypien aus den frühen 1950er-Jahren ebenso wie Tuschpinselarbeiten aus den 1960ern, die sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegen. Zu sehen sind aber auch monumentale Arbeiten aus den späten 1970ern, die, so Thoman, im internationalen Kontext einen singulären Platz einnehmen.

Für den Kunsthistoriker und -kritiker Wieland Schmied sind die für den öffentlichen Raum geschaffenen Arbeiten von Weiler "integraler Teil seines Werkes und aus diesem nicht wegzudenken". Für ihn ist "ein Indiz für die Ernsthaftigkeit, mit der Weiler an alle Aufträge für den öffentlichen Raum heranging die vielen Vorzeichnungen und Entwürfe, die eigenständigen Bildcharakter besitzen".

Kunst im öffentlichen Raum

Besonders interessant ist die erste Skizze für die Friese des Stadtsaales. Weiler gewann 1954 den Wettbewerb für die Gestaltung des Stadtsaales, erhielt den Auftrag aber erst sechs Jahre später und beschloss, nachdem sich sein Stil inzwischen in Richtung Abstraktion weiterentwickelt hatte, eine neue Komposition zu erarbeiten. Vier Ausführungsentwürfe belegen die neue malerische Form Weilers. Edelbert Köb ortet diese Friese als deutliches Signal einer abstrakten Phase, die auch eine Einladung zur Biennale von Venedig im Jahr 1960 zur Folge hatte. Insgesamt sieht er darin "die Krönung des abstrakten Werkkomplexes, mit dem Weiler und die offizielle österreichische Kunst den Anschluss an die internationalen Entwicklungen gefunden haben"; so wie er in allen Arbeiten für den öffentlichen Raum den jeweiligen Abschluss einer malerischen/künstlerischen Entwicklungsphase ortet.

Waren die Fresken in der Theresienkirche auf der Hungerburg aus dem Jahr 1946 dem expressiven Realismus der Nachkriegszeit zuzuordnen, zeigen die beiden Bilder am Bahnhof eine "abstrakt-figurative Symbol-und Zeichensprache"(1954/55). Die Betonglasfenster der Kirche Maria am Gestade aus den Jahren 1961/62 hingegen signalisieren eine informelle Phase. Die abstrakte Komposition dieser Glasfenster wird durch eine extreme Farbigkeit noch zusätzlich betont. Sie stammt übrigens aus dem Bilderzyklus "Als alle Dinge", der aus 29 Bildern bestand und als Meditationsweg entwickelt worden war. Umgesetzt wurde diese Arbeit von der Innsbrucker Glasmalerei- und Mosaikanstalt; die Glassteine mussten in die bestehenden, geometrischen Betonraster eingesetzt werden, was dem Ganzen einen sehr eigenwilligen Charakter verleiht.

Neben der Ausstellung bei Thoman kann man derzeit auch die öffentlichen Werke in Innsbruck mit der Kulturvermittlung "Per Pedes" erwandern. Der Eiserne Vorhang im Tiroler Landestheater lockt ebenso wie das Tryptichon im Casino, eine Wandmalerei in der Hofgärtnerei im Hofgarten, die Mosaiksäule in der Maria-Theresienstraße oder die eingangs bereits erwähnten Arbeiten. Der Parcours nach dem Galeriebesuch ermöglicht eine intensive Rezeption von Weilers Œuvre. Fresko, Wandmalerei, Mosaik und Glasfenster -insgesamt sind es 1.100 Quadratmeter, die Weiler für den öffentlichen Raum in Innsbruck geschaffen hat, was zuzüglich der Fülle an Vorarbeiten, Skizzen, Entwürfen und 1:1 Kartons einen überraschenden Umfang darstellt, der gerne vergessen wird.

Max Weiler. Arbeiten auf Papier und Entwürfe für den öffentlichen Raum Galerie Elisabeth &Klaus Thoman bis 6. September, Di-Fr 12-18, Sa 10-15 Uhr www.galeriethoman.com

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