Das Lebenswerk Max Weilers

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Gottfried Boehms Werk ist eine Freude für jeden Kunstfreund.

Mit der großen Monographie von Gottfried Boehm wird das Lebenswerk von Max Weiler (1910-2001) erstmals überblickbar. Wird das Einordnungsproblem, mit dem sich Boehm zu Beginn auseinandersetzt, mit der Bandbreite des Werks erst im vollen Ausmaß erkennbar: Der Künstler erweist sich schlicht als nicht rubrizierbar. Er hat nämlich keine Entwicklung der Malerei in dem von ihm durchlebten Jahrhundert außer acht gelassen - sich dabei aber keiner Richtung angeschlossen. So dass Generationen von Kritikern gar nichts anderes übrig blieb, als sich in die Floskeln vom "Einzelgänger" oder "Sonderfall" oder gar in die unzutreffendste vom "Unzeitgemäßen" zu flüchten. Gerade unzeitgemäß war Weiler, der sich dem Neuen niemals verschloss, nie.

Boehm löst das Problem auf die denkbar einfachste Weise: Statt Weiler mit welchem Etikett auch immer zu bezeichnen, stellt er ihn dar. Und die heute kaum mehr begreifbaren Reaktionen, die ein bestimmter Teil dieses Lebenswerks in Tirol auslöste. Der "Lanzenstich" eines Tiroler Bauern gegen den Gekreuzigten im gleichnamigen Fresko an der Ostwand der Theresienkirche (1947, Foto Seite 13) führte tatsächlich zur gerichtlichen Anklage wegen Herabwürdigung des Bauernstandes. Auch die Fresken in der Innsbrucker Bahnhofshalle (Seite 13) erregten noch die Gemüter, aber schon viel weniger.

In diesem Bildband erschließt sich ein malerisches Lebenswerk, das sich, wenn Einordnungen sein müssen, auf zwei Formeln bringen lässt: "Vergeistigung" einerseits, "Intensität und Subtilität" andererseits. Intensität und Subtilität der Farbwirkungen und der Naturstimmungen. Weiler kann sehr abstrakt werden, doch Realität schimmert immer noch durch. Der exzellente Druck des erstaunlich billigen Kunstbandes lädt dazu ein, dieses viel zu wenig bekannte, bedeutende, oft hinreißende malerische Ruvre zu erkunden - und sich darin mit Genuss für so manche Stunde zu verlieren. H.B.

DER MALER MAX WEILER. Das Geistige in der Natur. Von Gottfried Boehm. Springer Verlag, Wien 2001

480 Seiten, 486 Bilder, öS 588,-/e 42,73

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