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Ausstellung Hepperger im Hofgarten

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Innsbruck, im November

Das Leben hat den 1894 in Innsbruck geborenen Künstler Johannes Hepperger, den einzigen Tiroler Schüler von Albin Egger-Lienz, knapp vor dem ersten Weltkrieg In’Weimar, nicht sanft behandelt. Daß er sich trotzdem durchgesetzt hat und ein Eigener geworden ist, daß vor allem das überragende und für einen jungen Mäler gefährliche Vorbild von Egger-Lienz ihn nicht aus der Bahn geworfen hat, beweist die von Anfang an in ihm schlummernde Begabung. Dies zeigt auch wieder die Ausstellung im Tiroler Kunstpavillon, seit der Beteiligung an der Tiroler Kunstausstelr lung in Wien (1951) seine erste größere Ausstellung.

Einige Bilder sind uns auch von dorther bekannt, so besonders seine „Lesende alte Frau" von 1943. Wie sie da in ihrem roten Kleid mit dem Buch vor dem, Stubenfenster sitzt, durch das das hellste Sonnenlicht hereinströmt, könnte sie ;aus einem Schönhqrr- oder Kranewitter-Drama .gekommen sein. Dabei- ist sie gar nicht literarisch angehaucht, sondern wirkt, blendend gemalt, unbewußt ins Allgemeine erhoben, ganz von selbst als Vertretung der Tiroler Bäuerin schlechthin. Wir hätten dieses große Bild oder auch den „Lebensabend" von 1946, wo von dem alten Bauern Aehnliches zu Sagen wäre, gerne in die -Mitte der zu dicht im kleinen Raum gehängten Ausstellung gerückt gesehen. Statt dessen hängen dort drei Riesenbilder mit dem etwas gesuchten Titel „Das Lied der Berge", 1952/53 entstanden, wo die Symbolik zu handgreiflich und geheimnislos und die Komposition in dem übersteigerten Format zuwenig dicht erscheint. Es ist interessant, daß Johannes Hepperger, wenn er bewußt auf die Allegorie zusteuert — auch der „Tag des Gerichtes", „Gottsucherin", „Die Urmutter", „Weltschöpfer" usw. gehören hierher —, weniger erreicht, als wenn er sich naiv dem aus seinem Inneren kommenden Schaffensdrang hingibt und etwa, auch im großen Format, einen „Bauern" (Nr. 21) als ruhiges Existenzbild vor uns auf- baut.

Voll malerischer Feinheiten das Aquarell „Bauer mit Pfeife" — es könnte unser Altmeister Professor Hell sein — oder die Kinderbilder „Franzi" (Oel) und „Seppele" (Bleistift). Das sehr licht gemalte Oelbild einer „Mutter mit Kind" vor

Geranienblüten (1933), das Bildnis „Ing H." (1938) und besonders das eines „Alten Mannes" in Aquarell von 1943 zeigen Johannes Hepperger auch als recht tüchtigen Porträtisten, der seinem Gegenüber die charakteristischen Seiten abzugewinnen weiß.

‘Einige schöne Landschaftsstücke ergänzen das Bild der Ausstellung. In dem großen Aquarell „Bergsee" gewinnt Johannes Hepperger einen düster schwermütigen, geradezu heroischen Ton. Eine sturmgepeitsehte Landschaft mit der Martinswand im Hintergrund und die „Alte Brücke", das bekannte Motiv aus Grins, sind trefflich gesehen und trotz dem großen Format erstaunlich mit Wasserfarben bewältigt. Im ganzen ein Werk, das in der Stille und Abgeschiedenheit des Sell- raintales, wo Johannes Hepperger seit Kriegsende lebt, gewachsen und gereift ist und das ein sogar gedruckter Katalog, den man sich im Kunstpavillon leider seit längerem nicht einmal ungedruckt mehr leistet, für die Zukunft dokumentiert.

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