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Idyllen und Bildnisse

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In der Galerie Würthle zeigt Oswald Oberhuber figurative Bilder. Gruppen, rhythmisierte Zuordnungen der Körperlichkeit, die immer unfleischlich bleibt. Fast ängstlich vermeidet der Künstler alle Ansatzpunkte, von denen die Wege zur Vitalität und weiter in die Banalität führen könnten. Die helle, betont „farblose“ Malweise in blassem Graurosa und lehmigem Gelbbraun verstärkt noch diesen Eindruck. Die Haut erstarrt zum Harnisch, ist gegliederte, segmentierte Umhüllung, die Köpfe verschmelzen mit den glatten. geschlossenen Visieren. Oberhubers Rückeroberung der menschlichen Figur unter neuen Auspizien hat den Charakter des allgemein Symptomatischen. Die Gefahr liegt in der allzu häufigen Wiederholung bestimmter Formeln und Varianten. Zu den interessantesten Werken der Ausstellung gehören die — leider nicht sehr günstig placierten — graphisch reizvollen „Linienfiguren“: eine multiple Transfiguration des Blockmalzmännchens, ein Blatt von gelöster Heiterkeit.

In der Galerie Sanct Lucas auf dem Josefsplatz stellt die Bühnenbildnerin und Malerin Reny Lohner Guaschen und Bilder in Öltempera und Mischtechnik aus. Reny Lohner schlägt den weiten Bogen von einer strengen visionären Welt bis ins spinnwebzarte Blühende einer allen nahen und fernen Einflüssen aufgeschlossenen Phantastik. Dies offenbart sich besonders in dem Bild „Reims“ mit den nur angedeuteten, aus dem Dunkel aufleuchtenden gotischen Domplastiken und ebenso in der Vision „An der Stadtgrenze“: darin ist die zwielichtige Poesie jenes eigenartigen Zwischenbereiches eingefangen, jener großstädtischen Peripherie, die Weinheber einmal den „unruhigen Übergang“ nannte.

Das Kulturamt der Stadt Wien zeigt im Ausstellungsraum auf dem Friedrich-Schmidt-Platz „IdyllischesMärchenhaf-tes“. Eine kleine Schau, bei der sich' gut verweilen läßt. Im Mittelpunkt steht Albert Paris Gütersloh mit seinen kostbaren Parkszenen und Stilleben. Oskar Schmals hintergründige Naivität erweist manche verwandtschaftlichen Bezüge zu diesem Altmeister. Gustav Schutt, ein echter Idylliker, fabuliert gleichsam „Im Volkston“ von Landschaften im goldenen Licht, türmenreichen Ruinen und Schatzgräbern. Karl Lipkas Welt träumt hinter Mauerwerk aus Rinde und Ro-caille. Franz Zülow kostet den Reiz des Anekdotischen aus, er verbindet auf sehr persönliche Weise Einflüsse Alfred Kubin und Oskar Laskes.

Den, Stil des traditionsgebundenen Gesellschaftsporträtisten vertritt der weitgereiste Altösterreicher Bole6law Jan Czedekowski, der im Palais Palffy ausstellt. Unter den betont repräsentativen Bildnissen fällt das interessante Porträt Sergej Prokofieffs auf; es wurde 1922 in New York gemalt.

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