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Gemischtes Allerlei

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Sehr gemischten Salat bietet der österreichische Künstler Club im österreichischen Kulturzentrum des Palais Palffy, der dm Grillparzer-Saal einige ausländische Maler und Graphiker präsentiert. Der mit unfreiwilligem Humor und Superlativen nicht geizende Katalog zählt den weithin unbekannten Raymond Poulet zwar zu den „Spitzen der Maler unseres Jahrhunderts“, die Ausstellung hat von ihm aber nichts anderes zu bieten als schwache, vorwiegend graphisch bestimmte Abstraktionen, die einen farbig unangenehmen dünnen Aufguß der alten „Ecole de Paris“ darstellen. Gerard Pedezert, über den dieser einmalige Katalog raunt: „Eine richtige Augenweide, für jedermann verständlich. Seine Phantasie wird durch saftige Farben und sorgfältigste Technik Wirklichkeit. Seine Gestalten; und Landschaften sind zeitlos und sind Anregung zum Träumen. Er ist nicht nur Maler, sondern auch Dichter und gestattet uns, oie raune wirkiicnkert zu verlassen, uni ins gelobte Land unserer Kindheit einzukehren...“, dieser Pedezert malt lieblos hingeschluderten expressionistischen Kitsch, bei dem an Soutine zu denken schon fast Frevel wäre. In bedenkliche Eissalon-Nähe kommt auch der Spanier Xavier Tejero, der in Grün und Blau und Rot mit einer an Monticelli und den Pointiiiismus angenäherten Technik anscheinend immer dieselbe verschwommene Allee malt, um sie unter den verschiedensten leckeren Titel wie „Vereinigung“, „Erwartung“, „Betrachtung“, „Einsamkeit“ anzubieten. Die besten Bilder dieser Ausstellung stammen in erster Linie von Pierre Caresse, den der Katalog den „französischen Defregger“ nennt, der in Wirklichkeit aber an den Flamen Permaeke erinnert und in dunklen schweren Erdfarben seine klobigen Bauernfiguren des Bearn malt, und eine Dame, die sich Cosma nennt — was ein Druckfehler des Kataloges sehr ungenechterweise zu „Casma“ entstellt — und die auf ihren „shaped canvasses“ einen dekorativen Konstruktivismus mit etwas primitiven gegenständlichen Anklängen und Symbolismen verbindet. Unter der ausgestellten Druckgraphik, deren Durchschnittsniveau über dem der Bilder liegt, fallen neben den Arbeiten von Antonini (Schweiz), Assadour (Libanon), Ballief (Frankreich), Boni (Italien), Dorny (Frankreich, Münch (Frankreich), auch die Arbeiten des Österreichers Karl Brandstätter, eines Melcher- und Johnny-Friedländer-Schülers, angenehm auf.

Von den beiden Vorarlbergern Herbert Albrecht und Hubert Berch-told, deren Arbeiten in der Galerie Würthle gezeigt werden, schneidet der Bildhauer Albrecht entschieden besser ab. Der ehemalige Wotruba-Schüler hat den Einfluß seines Lehrers überwunden und baut klare,einander durchdringende Raumkörper, die assoziativ mit dem menschlichen Körper verbunden sind. Ein Männerkopf erinnert an Berrocal, bei manchem anderen ist Brancusi-Nähe zu spüren. Es ist schade, daß bei den meist eindringlichen plastischen Formungen die Verfugungen und Durchdringungsstellen der Formen nachlässig und unsauber gestaltet sind.

Der anpassungsfähige Hubert Berchtold läßt sich in ssiner jetzigen Phase sichtlich von Frohner inspirieren, 'die Antes-Feriode scheint abgeklungen. Es sind meist sehr flüohtig improvisierte Arbeiten in Mischteohnik und Gouache, in denen das Figurative nur selten, eigentlich nur im „Flamenco“ überzeugt. Die Farben sind sowohl kreidig wie grell, auch in den sicher verdienstlichen Studien nach Höhlenmalerei. Die fünf Blätter einer „Vergattung“ haben den Reiz eines Comic strips, sind aber sicher ernst gemeint.

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