Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Mehr oder weniger realistisch
Aus Anlaß des zehnten Todestages der 1888 geborenen Schriftstellerin und Malerin Maria Grengg hat ihr das Niederösterceichische Landesmuseum eine kleine Ausstellung gewidmet, die im Ausstellungsraum in der Herrengasse einen Querschnitt durch ihr zeichnerisches und malerisches Schaffen gilbt. Sie zeigt den Weg der Schülerin Kolo Mosers, die anfangs unter dem Einfluß ihres Lehrers, aber auch Lefflers, Bachlechners und Tesohners stand, von ihren ersten Illustrationen über die Skizzen aus dem Ersten Weltkrieg zu jener Form der zeichnerischen naturnahen Stilisierung, mit der sie sich andächtig in Tier- und Pflanzenstudien versenkte und Stadtansichten für den von ihr herausgegebenen „Getreuen Eckart“ ebenso zeichnete, wie sie — neben dem „Büch“ eine der besten Arbeiten — geschmackssicher eine der Figuren vom St.-WölfgaogMÄltar Michael Pachers malte. In den späten Blumenbildern hellt sich die Farbe mit einer gewissen Schärfe auf und das gezeichnete Tagebuch, das „Hausbuch“ der Verfasserin der „Flucht zum grünen Herrgott“, vermerkt die drohenden Rauchsäulen des Krieges, der Bombardements. Eine interessante und sympathische Schau.
Neuere Arbeiten von Gerhard Stöbe präsentiert die Galerie Peith-ner-Lichtenfels und unterstreicht damit die ruhige und stetige Entwicklung eines Malers, der mehr und mehr durch Konsequenz und Ernsthaftigkeit auffällt. Stöbe begann mit einer Malerei, die anfangs zu sehr vom Detail und vom Phantastischen geprägt war, großformatigen Aquarellen, die sich vor allem auch mit der Landschaft auseinandersetzen, und entwickelt sich nun zu einer immer einfacheren Darstellung, die bei aller Sorgfalt der Durchführung das Literarische mehr und mehr abstreift. Er nähert sich damit einem „Magischen Realismus“ an, dessen Dichte der Wirklichkeitsschilderung sympathisch und persönlich berührt. Rein handwerklich geht Stöbe anscheinend in seinen Aquarellen langsam und methodisch vor, er baut sie auch technisch mit Überlegung auf und kommt nun, allein aus dem formalen Zusammenhang, zu Aussagen, die das Stimmungshafte des Motivs mit Hintergründigem verbinden. So überzeugen in den Staditszenen, wie „Bei der Straßenbahn“, „Der Fremde“, „Verlassene Buschenschank“ und den besonders gelungenen Interieurs der „Amsterdamer Kaffeehäuser“ und des „Orientalischen Restaurants“, sowohl die Blickwinkel wie die Wahl der Ausschnitte und das Zusammenwirken von Sujet und Staffage. Vor allem in den Amsterdamer Interieurs verbindet sich die Farbe mit den Figuren und den Innenräumen zu einer sparaniungsgeladenen und rätselhaften Bedrohlichkeit, die an Balthus erinnert. Schließen sich in den Aquarellen nun die Bildpläne schon allmählich zur Einheit und wirkt das Detail unterdrückt, so tritt es in den Ölbildern manchmal noch zu stark hervor. Man hat den Eindruck, daß Stöbe in ahnen noch mit rein handwerklich-formalen Problemen zu ringen bat, da Einheit und Ausgleich noch nicht hergestellt erscheinen. Vor allem müßte Stöbe der sich andeutenden Gefahr entgehen, sich in Handwerk und Technik zu sehr zu verlieben, sie zum Selbstzweck werden zu lassen. Es wäre sonst um seine wirklich beachtlichen Möglichkeiten schade.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!