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VON NEUEN BÜCHERN

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Geliebte Stadt. Briefe an Wien. Von Leopold Schmidt. Mit acht Bildern von Oskar L a s k e. Berglandverlag und Verlag Ed. Hölzel, Wien 1947.

Aus fünfzehn Briefen, der fernen Heimat von den verschiedensten Kriegsschauplätzen aus dem aufgespeicherten Schatz reicher, liebevoller Kenntnis geschrieben, ist ein schmales, doch gehaltvolles Büchlein geworden, geistige Spaziergänge durch Wien, sehnsuchtsverklärt, doch nicht unkritisch, da der Verfasser sich launig zur wienerischen Eigenart des „Raunzens und Besserwissens“ bekennt. Wiens reiches Kulturerbe, seine Großen, voran Grillparzer und Schubert, seine Bauten und Theater, seine Straßen und Plätze, vor allem aber die dem Verfasser besonders ans Herz gewachsenen Schätze der Museen und Bibliotheken, der öffentlichen wie der privaten Sammlungen erscheinen in diesen besinnlichen Betraditungen in einem neuen Licht auch für den, der die Heimat liebt und zu kennen glaubt. Die originellen Farbzeichnungen eines bekannten Wiener Künstlers erhöhen noch den zarten, duftigen Charakter des Büchleins, das sich würdig an desselben Verfassers früheres Heimatbuch ,,Zwischen Bastei und Linienwall“ reiht.

Dr. A. S t e i n d 1

England — mein Gemahl. Aus der Jugend einer Königin. Roman. Von Stephan Wendt. Europa-Verlag, Wien, Zürich, New York 1947.

Die eigenartige Persönlichkeit der Königin Elisabeth von England hat wiederholt zu literarischer Gestaltung herausgefordert. In letzter Zeit versuchte man ihren Charakter aus den entscheidenden Erlebnissen ihrer Jugendjahre heraus zu deuten. Für das angelsächsische Sprachgebiet hat dies Margaret Irwin in ihrem Buch „Young Bess“ getan, das, soweit mir bekannt, noch nicht übersetzt wurde. Etwa die gleiche Periode schildert nun auch Wendt, nämlich die Jahre vom Tode Heinrichs VIII. bis zur Hinrichtung des Lordadmirals Thomas Seymour, der als Gemahl von Heinrichs Witwe, Katharina Parr, die Stelle eines Stiefvaters bei Elisabeth einnahm. Der Literaturnachweis zeigt ein genaues Quellenstudium. Aus dem Hintergrund einer gründlichen Kenntnis der Geschichte'’ läßt der Autor die historischen Ereignisse lebendig werden und tut dies auf eine sehr eigenwillige, vom Herkömmlichen abweichende Art, indem er den historischen Ablauf des Geschehens in kleine, scharf gezeichnete Momentaufnahmen auflöst. Bild reiht sich an Bild: der Tod Heinrichs, die ehrgeizigen Pläne der Staatsmänner, die den frühreifen, unkindlichen Knaben Edward leiten, Elisabeths eigene Entwicklung vom Kind zur liebenden Frau, die das besondere Schicksal ihrer Geburt zu einer für ihr Alter unheimlichen Umsicht und Selbstbeherrschung zwingt. Schließlich legt man das Buch aus der Hand, fast übermüdet von der Überfülle der Bilder, aber doch ergriffen von der eindrucksvollen Gestaltungskraft des Autors.

Dr. G. Meschkan

Die ersten Schritte, Von Grete Wiesenthal. Agathon-Verlag, Wien 1947.

Es sind die ersten Schritte des phantasievollen, tanzbesessenen Kindes ins Leben und zugleich seine ersten Schritte auf der Bühne als Elevin des k. k. Hofopernballetts, die Grete Wiesenthal mit der gleichen liebenswürdigen Anmut und Unbeschwertheit schildert, die auch den Hauptreiz ihrer Tanzschöpfungen ausmachen. Aus dem Elternhaus, in dem sich auch das Atelier des Vaters, des Kunstmalers Franz Wiesenthal, befindet, führt sie der Weg — nach dem ersten eindrucksvollen Tanzerlebnis im Theater — in die Ballettschule. Nach ihrem ersten aufsehenerregenden Erfolg als Fenella in der „Stummen von Portici“ verläßt Grete Wiesenthal das Hofopernballett, wo sie zehn Jahre lang studiert und getanzt hat. Mit Künstlern der Klimt-Gruppe gestaltet sie kleine Tanzspiele, eine eigene Gastspielmatinee wird zum künstlerischen Ereignis und verbürgt die Richtigkeit des Entschlusses, nur noch der neuen Kunst zu leben. Der Leser, welcher der Künstlerin bis an diesen Wendepunkt ihres Lebens gefolgt ist, wünscht sich, Grete Wiesenthal auch auf ihrem weiteren Weg begleiten zu dürfen.

Dr. H. A. Fiechtner

Mein buntes Jahr. Ein heiter-besinnlicher Gang durch die vier Jahreszeiten. Von Anna Lachmann. Universitäts-Buchverlag Wagner, Innsbruck 1947.

Die Innsbrucker Malerin umrahmt darin eine reiche Auswahl wertvoller Gedichte und Prosastücke von Storm, Waggerl, Mörike, Lenau, Baumbach, Löns, Rilke, Leitgeb, Weinheber u. a. mit vielen an sich guten Aquarellen und Zeichnungen. Einzelne hievon könnten für sich gut bestehen. Es liegt besonders in der karikaturistischen Auffassung junger Tiere viel Humor. Doch wirkt die durchgängig gleich süßliche Art der Darstellung befremdend und ermüdend. Sie vermag auch dem Stimmungsgehalt vieler Dichtungen nicht gerecht zu werden. Wenn die Domäne der Künstlerin eine spielerische, verträumte Märchenwelt ist, hat sie in der Auswahl des literarischen Gutes zu hoch gegriffen. Man kann daher in dem Buche die künstlerische Einheit nicht sehen, die darzustellen es die Absicht haben alle Hoffnung hoffen, -wenn man Her Ober- Zeugung Ausdruck gibt, daß sich in nächster Zeit vieles in Indien ändern wird. Mit dem Ende der britischen Herrschaft wird auch das Mißtrauen gegen die christliche Glaubensverkündigung, der Verdacht, sie sei ein Instrument fremden Herrschaftswillens, verschwinden. Sobald die Inder einmal selbständig werden, müssen sie auch ihre geistige und politische Entwicklung selbst in die Hand nehmen und wenn allmählich mit dem Haß gegen den fremden Beherrscher auch die Abneigung gegen die mit ihm verwechselte Religion einer größeren Unparteilichkeit und Unbefangenheit Platz machen wird, dann wird der Inder auch eher geneigt sein, sich mit christlicher Weltanschauung und christlichen Grundsätzen auseinanderzusetzen. Bisher pflegte er sie ungesehen abzulehnen. Bis die alten Widerstände gegen alles Westliche und daher auch alles Christliche einer freundlicheren Stimmung Platz gemacht haben werden, , mag die katholische Kirche in Indien noch eine kritische Zeit durch zumachen h a b e n% Wo die auf gestachelte Mißgunst gegen die christliche Religion während der britischen Oberherrschaft sich gefährlich entwickelte, aber unter ihr selten zum offenen Kampf ausarten konnte, dort kann es nach Sem Rückzug des britischen Schutzes für die christlichen Kirchen und Missionsstationen für einige Zeit zu harten, krisenhaften Erscheinungen kommen. Doch wo solche Fiebererscheinungen auftreten sollten, werden sie nicht lange anhalten, denn selbst das heidnische streng gläubig hinduistische Indien ist stark von den Ideen eines christlichen Humanismus erfüllt worden und überall entstehen heute in Indien Reformbewegungen, die den Hinduismus an die neue Zeit anpassen wollen und ihre leitenden Ideen meistens aus dem Christentum nehmen. Und vor allem: so verhältnismäßig gering die Zahl der aktiven Bekenner des Christentums in dem ungeheuren Völkermeere Indiens jetzt auch noch' sein mag — in Indien steht heute schon eine bodenständige indische Kirche, die den Ruhm hat, an ihre Gründung durch den Apostel Thomas anzuknüpfen.

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