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Mit Natur und Kunst

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Der 1922 in Batum geborene Bildhauer und Maler Joannis Avramidis kommt aus den Schulen R. C. Andersens und Fritz Wotrubas. Der Einfluß des ersteren ist auch in seinen Naturstudien spürbar, von denen er einige aus der Zeit von 1954 bis heute in einer Ausstellung in der Galerie auf der Stubenbastei zeigt. Es sind vorwiegend Aktstudien, in denen es dem sensiblen und feinsinnigen Zeichner mehr um den Zusammenhang einzelner Teile, um die Klärung der Funktion einer einzelnen Form, als um die ganze geschlossene Gestalt des Menschen geht. In zwei der besten Zeichnungen — die ganz am Beginn stehen, entstanden 1954/55 — wird das Blockhafte der Körper betont, während feine — aus der Kolig-Tradi-tion stammende — Stege als Querschnitte und Segmente die Torsos räumlich und rhythmisch, didaktisch und durch'sichtig zu gliedern suchen. Die späteren Zeichnungen, darunter einige an Giacometti erinnernde Selbstporträts, nehmen mehr auf eine körperhafte Sinnlichkeit Bezug, werden subtiler und nervöser im Strich, ohne an Durchsichtigkeit zu verlieren, büßen aber auch an Klarheit und räumlicher Eindringlichkeit ein. Hier sind der stehende Akt von 1969 und der mit Fettkreide gezeichnete von 1972 hervorzuheben. Unter den empfindsamen, manchmal

tonig schattierten Landschaftszeichnungen verdienen die nahezu an-thropomorphen Baumstudien von 1961/62 besondere Beachtung.

Der aus der Meisterklasse Professor Melcher an der Akademie der Bildenden Künste hervorgegangene Vorarlberger Graphiker Edelbert Köb ist bereits vor einiger Zeit auch durch seine Plastiken aufgefallen. In der Aula der Akademie am Schillerplatz sind nun die Ergebnisse seiner Arbeit auf diesem Gebiet während der letzten drei Jahre zu sehen. — Mit Gips und Stuck auf Draht und Rabitz modelliert, können Köbs Objekte, die nahezu gespenstisch das Fragmentarische und Bewegte betonen, ihre Herkunft aus dem Surrealismus nicht verleugnen. Die Anklänge an das Vokabular von Max Ernst, Rene Magritte, Salvador Dali, Jean Arp und sogar Manzü sind deutlich zu spüren. Und den^ noch muß man in diesen, das Literarische betonenden, fast malerisch weichen Plastiken, hinter ihren sowohl ironischen wie symbolistischen Einfällen und Formulierungen des Absurden, nicht nur eine eigene Gedankenwelt, sondern auch ein sehr persönliches Erlebnis der Wirklichkeit anerkennen. — Ihre besondere Dimension und einen zusätzlichen Reiz gewinnen diese Objekte durch die Aufstellung, die

das manchmal leicht marmorierte Weiß des Gipses und ihre emotionellen, gespenstischen Formen mit dem kühlen Rationalismus der polychromen, klassizistischen Aula konfrontiert. Diese raffinierte Inszenierung lenkt fast von der möglichen Frage ab, ob mehrfarbiger Kunststoff für die Objekte Köbs ihrem Wesen nach nicht gemäßer wäre. Jedenfalls eine interessante und anregende Ausstellung, die man besuchen sollte.

Die Acrylbilder und Zeichnungen, die Andrea Engländer in der Ingenieurskammer in der' Karlsgasse

zeigt, lassen — in den mittleren und kleinen Formaten — auf ein recht originelles illustratives Talent schließen („Eiszeit“, „Nachtbild I“, „Nachtmahl“, „Abhängigkeit II“), dessen meist sehr privater Symbolismus auch surreale Formulierungen findet. In den großen Formaten, die anscheinend ebenfalls meist die halluzinative Einsamkeit des „High“-Seins und von „Trips“ behandeln, wirken Farbe und Form meist zu lieblos und summarisch behandelt, oberflächlich und zuwenig gestaltet.

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