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Gaste aus Salzburg

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Nach den Zeichnern aus Tirol zeigen nun fünf Künstler aus Salzburg in der Galerie W ü r t h 1 e (I., Weihburgga6se 10) Bilder und Graphiken. Die Unterschiede sind erstaunlich: bei den Tirolern war alles von Herbheit durchtränkt, scharf formuliert, knapp umrissen; sie wirkten durch ihren Ernst und die oft grüblerische Gewissenhaftigkeit ihrer Aussagen. Die Salzburger aber wirken durch Heiterkeit und ungehemmte Freundlichkeit. Ihre Arbeiten scheinen leicht und ohne Mühe hervorgebracht worden zu sein, sie lassen die Anstrengungen, die sie gekostet haben mögen, niemals ahnen. Die Tiroler beeindruckten, die Salzburger machen ihre Betrachter aber zu Freunden. Wie immer, so erweckt auch hier der Anblick der Mühelosigkeit Zuneigung; und den Kritiker macht er zum Sympathisierenden.

Wo einige Künstler zusammenkommen, ist sicher ein „Schwieriger“ darunter. In diesem Fall heißt er Slavi S o u c e k und beweist auf das schlagendste, daß auch die völlige Abstraktion sich mit Leben füllen kann, wenn nur eine echte Künstlerpersönlichkeit hinter ihr steht; wie Soucek mit drei oder vier Formen und Farben ein antikes Motiv, .Troja“, heraufbeschwört, ist nahezu außerordentlich. Ihm gelingt, was den abstrakten Malern so selten gelingt: nämlich mit inhaltslosen Formelementen im Beschauer gedankliche oder assoziative Inhalte wachzurufen. (Das macht uns allerdings noch nicht zum Gläubigen der nichtgegenständlichen Kunst, wohl aber zum Bewunderer Slavi Souceks.) Herbert Breiter ist im Laufe des letzten Jahres entschieden fortgeschritten. Seine Bilder sind größer geworden, im Format ebenso wie innerlich; unter seinen Aquarellen au6 Italien befinden sich einige richtige malerische Kostbarkeiten, unter den freilich noch ein wenig uneinheitlichen Zeichnungen desgleichen. Auch in den Bildern Agne6 M u t h s p i e 1 s ist ein deutlicher Wandel eingetreten; sie traut sich mehr zu und setzt ihre Farben bestimmter in die Fläche, hat auch gelernt, ihre Komposition zu festigen. Ihre glückliehe Unbekümmertheit hat sie sich auch in ihren neuen Bildern bewahrt; aber sie ist jetzt nicht mehr die der Naiven, sondern die des Künstlers, der sich seines Könnens und seiner Mittel bewußt geworden ist. Daß Anton Steinhart, der große Zeichner, der Ausstellung seiner meist jüngeren Kollegen eine Kollektion neuerer Blätter beigestellt hat, sei mit Vergnügen festgehalten; über ihren Wert braucht kein Wort verloren zu werden.

Eduard B ä u m e r befindet sich, wenn wir recht sehen, derzeit in einer Übergangszeit und unterwegs zu geschlosseneren, konstruktiveren Formen. Dem Kritiker steht es da nicht an, dreinreden zu wollen; er wartet lieber auf die nächste Exposition dieses bemerkenswerten Malere.

Eine Ausstellung „Polnische Volkskunst“ im Liechtenstein-Palais (Wien IX, Fürstenga6se) besticht zunächst durch ihre bunte Fülle von Objekten einer Volkskunst, die sich in abgelegeneren Ebenen und den verschlossenen Gebirgstälern Polens unverfälscht erhalten hat: Volkstrachten, die heute noch täglich und nicht nur zu Fremdenverkehrszwecken getragen werden, ornamentale Scherenschnitte und Papierblumen, mit denen Bauernstuben ausgeschmückt werden, prächtige Webereien und Keramiken, bemalte Holztruhen — das alles zeugt von dem kindhaften Gestaltungstrieb, dem die Volkskunst aller Zeiten und Zonen ihre wundervollen Reize verdankt. Genaueres Zusehen freilich führt hier zu einigen betrüblichen Entdeckungen: offensichtlich nämlich wird die innige Verbindung, zwischen Volkskunst und reli-■ giösem Leben — in der Volkskunst- spiegelt sich ja im Grunde das Kirchenjahr mit seinen Festen und Gebräuchen — allmählich und von Staats wegen gelockert und eine Beziehung der Volkskunst zu den von Staat oder Partei angeordneten und durchgeführten Maßnahmen gewünscht. Weshalb denn auch die Buntpapierscherenschnitte jetzt „Die Ergebnisse der Viehzucht“ oder auch „Wir wollen keinen Krieg“ heißen, die Madonna zu einer „Mutter mit Kind“ und aus der Heiligen eine „Frau mit Rechen“ wird. Pünktlich hört hier — bei den Holzplastiken ist es am deutlichsten zu merken — die Volkskunst auf und beginnt im selben Augenblick der künstlerische Dilettantismus. Man möchte weinen, wenn man sich vorstellt, wie eine polnische Volkskunstausstellung nach den nächsten drei Fünfjahresplänen aussehen wird ...

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