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Steirische Künstlerschau

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Nach den mannigfachen Auseinandersetzungen und Ereignissen, die Bau und Eröffnung des Grazer Künstlerhauses begleiteten und das an sich bescheidene Haus zum Mittelpunkt einer gesamtösterreichischen Diskussion machten, ist nun noch ein Wort über die Eröff- nungsausßtellung fällig. Sie sollte einen Überblick über das derzeitige Schaffen der bildenden Künstler Steiermarks daretellen, eine Aufgabe, die sie nicht zu voller Befriedigung löste, besser gesagt, lösen konnte. Denn von jedem etwas kann nicht von jedem das Beste sein, zumal jeder Künstler nur ein eigenes Werk in Vorschlag brachte, und bekanntlich der Meister selbst am wenigsten objektiv sein Geschaffenes beurteilen kann. Deshalb sah man von manchem, den man nach bisherig Bekanntem ganz anders und oft höher einschätzte, durchschnittliche, vor allem aber für sein Schaffen wenig charakteristische Arbeiten, was uns leid tat.

Erfreulich und von starkem Eindruck waren die Innenräume des Hauses, die auch die Gegner „von außen her“ befriedigen mußten: eine weite, lichtmäßig ausgezeichnet gelöste Halle mit vornehmer Apsis nimmt den Beschauer auf und umgibt ihn mit einer Atmosphäre, die sogleich aus dem Alltag in eine andere Welt versetzt. Die Anordnung der Bilder und Plastiken verstärkte den günstigen Eindruck. Erst beim Rundgang bemerkte man die oben erwähnten Mängel, die zu beheben, bei einer repräsentativen Gesamtausstellung freilich schwer möglich war. Die Einzelanordnung entsprach im wesentlichen den verschiedenen Stilgattungen.

Auf Grund einer solchen Repräsentations- aussteilung einen Einblick in das Schaffen künstlerischer Persönlichkeiten zu gewinnen, ist freilich unmöglich, und so bleibt nur die Möglichkeit, einzelne Arbeiten alß Beispiele zu erwähnen. Das „Nocturno“ des kurz nach der Ausstellungseröffnung verstorbenen bedeutenden Karl Mader zählt leider nicht zu seinen stärksten Werken. Eigenartige Eindrücke zeigten die Ölbilder von Eduard Matras und Ernst Jüngel, in den Landschaften Rudolf Szyskowitz' und P. R. Oberhubers stehen sich zwei Welten gegenüber, hier eine überschäumende Farbphantasie, gebändigt durch die Härte eines männlichen Formwillens, dort die spielerische Freude am Hingeworfenen, Verschwommenen — ein Gegensatz, der selbst im Thematischen, hie Berg-, hie Flußlandschaft, eigenartig angedeutet ist. Erfreulich lebendig wirkt die Kaffeehaus6zene Fred Hartigs, edle Einheit von Form und Farbe findet Paula Mally, Hans Nagelmüllers hübsche Farbstudien als Komposition auszugeben, scheint zu weit zu gehen, Leo Scheu, der Leiter der Ausstellung, zeigt ein Beispiel seiner bewährt lebensnahen Porträtkun6t, besonders eindrucksvoll aus der Verschiedenheit der Stile die ausgestellten Werke Silberbauers, Penitz', Wegerers, meisterhaft die Ölimpression „Paris des zu früh verstorbenen Wilhelm Thöny.

Im Graphikraum sah man neben der nunmehr 6thon altbewährten Kunst eines Hans Fronius unter anderen erfreuliche Aquarelle von Adolf Osterrieder, Franz Trenk und Emmy Lindenbah-Semmerhuber, eine Kreidezeichnung Fritz Meyer-Becks ßowie eine köstlich gelungene Komposition in Eitempera von Ingo Hatle.

Plastisch beherrschte Alexander Silveris Eisenkreuz den Raum, eine Darstellung der Weltgeschichte von Schöpfung zu Erlösung, gebannt in die einfache Komposition des Kreuzes. Hans Mauracher ist am stärksten, wo er liebevoll zur kleinen Gruppe findet, eine besondere Kostbarkeit bildet die Marmorschlange Karl Wahls, Wilhelm Gösser liebt das Barock.

Die repräsentative Schau ist vorüber. Nun steht das Künstlerhaus seinen eigentlichen Aufgaben offen: seine Besucher ln das Mysterium der Kunst einzuführen. Die Halle ist geschaffen.

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