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Bilder aus Nord-und Südtirol

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Die bildende Kunst unseres Landes hat in Innsbruck eine neue Pflegestätte und — so weit das die beschränkten Raumverhältnisse gestatten — auch neue Ausstellungsmöglichkeiten gefunden. Der Leiter des Landesmuseums, das Kulturreferat der Landesregierung (das in Innsbruck wirklich mehr Rücksicht auf die Qualität, als auf irgendwelche anderen Eigenschaften von Kunst und Künstlern nimmt) und nicht zuletzt eine fähige und unternehmungslustige Künstlergruppe haben sich um diese Entwicklung mancherlei Verdienste erworben; der jährlich stattfindende „Oesterreichische Graphikwettbewerb“ — über den in der letzten Nummer der „Furche“ ausführlich berichtet wurde — ist vielleicht das schönste unter ihnen, weil er seinem ganzen Wesen nach keine lokalpatriotische, sondern eine im besten Sinne österreichische Einrichtung ist.

Allein der Umstand, daß im Ferdinandeum nicht nur die alten Bestände 1— unter ihnen die umfangreiche urgeschichtliche Sammlung — eine mustergültige Neuaufstellung erfuhren, sondern auch einer Auswahl von Anton K o I i g s Werken viel Platz eingeräumt wurde — allein das ist schon bezeichnend für die erfreulichen Tiroler Kunst-verhältoisse. Man bedenke: Moderne Kunst in einem Museum! Und dazu eine recht problematische Kunst, diese Spätwerke eines kranken und genialen Meisters, diese Farberuptionen, die erschütternd und — verwirrend wirken...

Im Hofgartenpavillon, dem sauberen neuen Ausstellungshäuschen der Innsbrucker Künstler, war eine Kollektion von Arbeiten Max Spielmanns zu sehen: viel Konventionelles und drei Mädchenbildnisse, die sich weit über das Niveau etwa der Landschaften hinaushoben und so ziemlich genau das waren, was man so gemeiniglich als „gute österreichische Malerei“ bezeichnet, womit in der Fachterminologie so ungefähr die Kolig-Wiegele-Nachfolge umschrieben wird.

In der Volksschule von Solbad Hall sah der Referent eine (leider durchaus nicht auf Vollständigkeit Anspruch erhebende) Ausstellung Tiroler Malerei der Gegenwart, in der Max Weilers Bilder ziemlich allein auf weiter Flur standen; dieser Künstler ist eben doch, allen Kreuz- und Quersprüngen, mit denen er sein Publikum zu verblüffen liebt, zum Trotz, einer der Stärksten in der zahlenmäßig nicht allzu großen jüngeren österreichischen Malergeneration.

Kurz ist noch von einigen in Bozen und M e r a n ansässigen Tiroler Künstlern zu berichten: Josef K i en(lechner) hat es aufgegeben, weiter auf den Spuren Braques und Picassos zu wandeln und sich zu einer naturfreundlichen und in jedem Sinne angenehmeren und reicheren Malweise entschlossen, die ihm auch in München und Wien Freunde verschaffen wird. Zu hoffen ist, daß sich die Innsbrucker und Wiener Kollegen in Zukunft ein bißchen mehr um die Meraner Oskar Müller und Oswald K o f 1 e r kümmern werden, deren Arbeiten die Besucher der Wiener Würthle-Galerie aus einer noch nicht lange zurückliegenden Ausstellung in Erinnerung haben dürften. Müller mit seinen ebenso dekorativen wie witzigen Keramikfiguren und Kofier mit seinen gescheiten plastischen Kollagen haben nämlich genau das, was hier immer noch so rar ist, daß man es getrost aus Südtirol beziehen könnte: Humor und Esprit.

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